Virtuelles Weinmarketing

„Deutschlands Weinmacher verschlafen das Web 2.0 mit all seinen Möglichkeiten komplett“, diagnostiziert der deutsche Weinjournalist Mario Scheuermann in seinem aktuellen Drink-Tank-Blogeintrag. Von Web-Schlafmützen ist da die Rede, und von einer lost generation von Jungwinzern, die auf Party oder hinterm Mond zuhause ist wie ihre Grossväter.

Eigentlich sollte ich mich über diesen Beitrag freuen, denn in den mittlerweile zahlreichen Kommentaren führt mich Scheuermann gemeinsam mit Iris als Beispiel für so manchen deutschen Winzer an und zählt uns zwei Winzerpersönlichkeiten, die zwar ausserhalb der Landesgrenzen aber auf deutsch und lesenswert bloggen zu den rühmenswerten Ausnahmen.

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Anmaßend und ärgerlich

Viele unserer Weingärten liegen an den beiden stark frequentierten Rad- und Wanderwegen zwischen Mörbisch und Rust (bzw. in weiterer Folge rund um den Neusiedlersee). In den allermeisten Fällen ergibt sich daraus ein unkompliziertes Nebeneinander von Wirtschaftsverkehr mit Auto und Traktor und Erholungsverkehr mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Gelegentlich entstehen auch interessante Gespräche, wenn wissbegierige Spaziergänger fragen, was wir eigentlich gerade im Weingarten tun, ob sie eventuell (während der Weinlesezeit) ein paar Trauben kaufen dürfen, oder wenn sie sich nach dem Weg erkundigen.

Hin und wieder gibt es aber auch Ärger. Manche Radler und Spaziergänger sind nämlich der Meinung, der Weg stünde nur ihnen zu. Ihren Unmut über den Wirtschaftsverkehr tun sie mit bösen Blicken, Gesten oder absichtlichem Blockieren des Weges kund.

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Langsam nehmen sie Gestalt an

Rotwein im Glas

Nach dem von Hefe und Säureabbau geprägten Jungweinstadium und der zögerlichen Entwicklung während der (auch in unserem Keller) kalten Wintermonate haben die Rotweine des Jahrgangs 2007 in den letzten Wochen einen deutlichen Entwicklungssprung gemacht.

Langsam werden neben der allgemeinen Qualität auch mehr und mehr Nuancen erkennbar, die die Basis für unsere weiteren Entscheidungen darstellen.

Im Moment gibt es nämlich noch weit mehr Chargen in den Fässern als Weine auf unserer Karte: Verschiedene Rieden, unterschliedliche Lesetermine, Seih- und Preßweinchargen des selben Weines, große und kleine Fässer, neue und weniger neue Barriques

Vor allem von unserer Hauptsorte Blaufränkisch haben wir die ganze Bandbreite an möglichen Weinstilen im Keller:

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So schaut´s aus!

Die milden Temperaturen der letzten Tage habe den Austrieb der Reben deutlich beschleunigt. In einer Woche werden wir wohl bei den ganz jungen Weingärten damit beginnen, die unerwünschten Triebe wegzubrechen. Der heutige Regen hat den oberflächlich schon sehr ausgetrockneten Boden wieder aufgeweicht, und nachdem in den letzten Wochen nicht an eine Bodenbearbeitung zu denken war, … Weiterlesen

Prognosen sind immer schwierig.

Besonders wenn sie die Zukunft betreffen!

Als vor zehn Jahren die Diskussionen rund um die Einführung einer herkunfts- statt sortenorientierten Weinbezeichnung in Form von DAC-Weinen (hier Presseaussendung 2/2003 anclicken) in Österreich ihren ersten Höhepunkt erreichten, wurde von den Befürwortern der Herkunftstypenweine ein ganz konkretes Weinbeispiel immer und immer wieder in die Schlacht geworfen:

Die Billig-Weinmarke „Winzersteig“ war damals aufgrund steigender Faßweinpreise nach mehreren kleineren Ernten von österreichischen auf ungarische Weine umgestellt worden. So standen für (glaube ich) 19,90 Schilling (ca. 1,45 €) plötzlich Grüner Veltliner und Blaufränkisch aus Ungarn im Supermarktregal, ohne das es den Konsumenten aufgefallen wäre.

Nicht, dass die Weine falsch deklariert worden wären (Ungarn stand so klein wie legal möglich auf dem (Rück)Etikett), aber die meisten Leute, die in dieser Preisklasse Wein einkaufen, gehen wohl davon aus, dass es Veltliner und Blaufränkisch nur in Österreich gibt und setz(t)en daher durchaus nachvollziehbar Sorte mit Herkunftsland gleich.

Dieses Ereignis kam den DAC-Befürworten gerade recht. Massen von billigem Grünen Veltliner und Blaufränkisch würden uns überfluten, sobald Ungarn, Tschechien und die Slowakei Mitglieder der Europäischen Union wären. Von der Billigkonkurrenz aus dem Osten, die uns mit unseren eigenen Waffen Sorten schlagen würde, war die Rede. In einem offiziellen Diskussionspapier hieß es:

Österreichische Weine, die in erster Linie unter den Rebsortenbezeichnungen Grüner Veltliner, Welschriesling, Zweigelt oder Blaufränkisch vermarktet werden, geraten in Konkurrenz zu Weinen aus den östlichen Reformländern, welche diese Rebsortenweine sehr preisgünstig produzieren und vermarkten können.

Die einzige Möglichkeit zur Gegenwehr läge in der Einführung von DAC-Weinen, die den nicht „kopierbaren“ Herkunftsnamen vor den Sortennamen stellen. Punkt!

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Südtiroler We(in)blog

Endlich hat auch Südtirol seinen ersten bloggenden Winzer! Seit Anfang April ist der Weinhof Kobler Weblog online und mit einer Beitragsserie über die Vinitaly war der Start schon mal sehr vielversprechend. Mal sehen, wie es beim Quereinsteiger-Neo-Winzer Armin Kobler blogmäßig weitergeht. Wenn er halten kann, was die ersten Wochen versprechen ist er ein klarer Fall … Weiterlesen

Nicht schon wieder!

Sehr geehrte Dame! Sehr geehrter Herr! Das Institut für empirische Sozialforschung befragt in regelmäßigen Abständen die österreichische Bevölkerung zu aktuellen Themen. Dabei wird aus der Gesamtzahl der österreichischen Adressen eine repräsentative Stichprobe gezogen. Diesmal sind wir an Ihrer Meinung interessiert. Eine unserer Interviewerinnen oder einer unserer Interviewer wird Sie in nächster Zeit kontaktieren und Sie … Weiterlesen

Nachsetzen

Von Beginn eines Weingartenlebens an sterben Jahr für Jahr einzelne Rebstöcke ab und hinterlassen eine Lücke. Um den Platz nicht ungenützt zu lassen und den langfristigen Bestand des ganzen Weingartens zu sichern, werden die fehlenden Reben jährlich oder in mehrjährigen Abständen nachgepflanzt (vulgo „nachgesetzt“).

Da wir im Frühjahr 2009 die Auspflanzung eines großen Weingartens planen und daher keine Zeit zum Nachsetzen haben werden, haben wir uns für heuer viel vorgenommen. Insgesamt sind es rund 150 Reben verschiedener Sorten, und seit einigen Tagen sind wir dabei, alle unsere Weingärten genau zu inspizieren um einen Platz für sie zu finden.

Nachpflanzen1

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Rebschnitt (7)

In meinem zweiten Blog-Winter widme ich mich auch dem Rebschnitt. Unterhalb des ersten Beitrages entsteht nach und nach ein Überblick über die gesamte Serie in Form von Querverweisen zu den einzelnen Teilen.

Minimal Pruning

Nicht alle wirtschaftlich genützten Weinstöcke werden tatsächlich geschnitten. Australische Weinbaufachleute haben das System des Minimalschnittes entwickelt, das mit nur einer geringfügigen maschinellen Einkürzung der Triebe im Winter auskommt.

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Weinrallye 10: Chenin blanc

Heute ist wieder Weinrallye-Tag. Wie immer sind alle deutschsprachigen Genussblogs eingeladen, sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen und heute darüber zu bloggen. Ausrichter der zehnten Etappe ist Originalverkorkt und das Thema lautet „Chenin blanc zwischen Kult und Massenwein“. Leider ist es mir aus Zeitgründen nicht möglich, an dieser Etappe teilzunehmen. Ich freue mich aber schon … Weiterlesen

Rebschnitt (6)

In meinem zweiten Blog-Winter widme ich mich auch dem Rebschnitt. Unterhalb des ersten Beitrages entsteht nach und nach ein Überblick über die gesamte Serie in Form von Querverweisen zu den einzelnen Teilen. Wann und wie? Im Prinzip kann man ab der Blattfall im Herbst mit dem Rebschnitt beginnen. Besser ist es aber, den ersten (strengen) … Weiterlesen

Agrarbürokratie

Heute habe ich unseren Mehrfachantrag abgegeben, mit dem wir seit 1995 jährlich die ÖPUL-Förderung für die KIP, d.h. den kontrolliert naturnahen Weinbau beantragen. Und wie es sich für eine hochentwickelte Bürokratie Verwaltungsstruktur gehört, hat dabei alles seinen (nicht immer verständlichen) Namen und seine (oft nicht nachvollziehbare) Ordnung.

Jedes Grundstück und jede (Förder)Maßnahme wird von der für die Abwicklung zuständigen Agrarmarkt Austria fein säuberlich in einen vielseitigen Antrag vorgedruckt, der jedem Bauern in Österreich per Post zugesandt wird.

Dabei unterlaufen der AMA immer wieder Fehler, weshalb es ratsam ist, all die unzähligen Grundstücks- und Gemeindenummern, Eigentumsverhältnisse, Flächen, Nutzungsarten und Fördercodes zu überprüfen, auch wenn es (wie im Weinbau häufig) keinerlei Änderungen zum Vorjahr gibt.

Auf den verschiedenen Papieren wimmelt es nur so von WI´s, von AN´s, Rot-, Blau- und Grünflächen, von WF´s und EW1. Und die GLP ist natürlich ebenso zu beachten wie GLÖZ, INVEKOS, GIS und jede Menge anderer Tücken im Detail.

Eigentlich bin ich in Sachen Agrarbürokratie schon ein alter Hase. Seit der Basiserhebung aller landwirtschaftlicher Flächen 1995 nach dem EU-Beitritt habe ich bis vor zwei Jahren die Förderanträge von sechs oder sieben Betrieben abgewickelt, weil mich einige Bekannte um Hilfe gebeten haben.

Trotzdem ist es mir bisher noch nie gelungen, unseren eigenen Antrag so auszufüllen, dass der Angestellte der Landwirtschaftskammer, die als Abgabestelle fungiert, nichts daran auszusetzen hat. Kaum meint man, das System endlich durchschaut zu haben, taucht wieder eine bislang unbekannte oder neu eingeführte Regel auf. So auch heute:

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Es ist angerichtet!

Früher als geplant haben wir vorgestern damit begonnen, unsere Weingartenböden mit einem Spezialgerät zu lockern. Obwohl die Begrünung dabei nicht umgebrochen wird, kommt im Zug der Arbeit der eine oder andere Käfer oder Regenwurm ans Tageslicht und die eine oder andere Maus verliert ihre schützende Deckung.

Diesen Umstand haben einige Vogelarten derart zu schätzen gelernt, dass sie für die durch jede Art der Bodenbearbeitung appetitlich angerichteten Happen bereit sind, das laute Motorengeräusch des Traktors zu ignorieren.

Selbst der scheue Silberreiher, der bis vor wenigen Jahren nur im Randbereich des Neusiedlersee-Schilfgürtels anzutreffen war, ist mittlerweile ein häufiger Gast in den Weinrieden. Während er aber einen ziemlich großen Respektabstand hält, agiert der Storch mittlerweile ziemlich unverfroren.

Der Storch im Weingarten

Er pickt im lockeren Boden herum, bis sich der Traktor auf wenige Meter genähert hat, schlüpft dann in die benachbarte Rebzeile um den Traktor passieren zu lassen und kehrt anschließend wenige Meter dahinter sofort wieder an seine „Tafel“ zurück.

Heute war es nur einer, aber mein persönlicher Rekord sind vier Störche hinter dem Traktor und ein fünfter in der Luft, der es sich dann doch anders überlegt hat.

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Gelungene Aprilscherze…

…sind gut, aber selten. Offenbar ist es nicht einfach, jene Mischung aus Seriosität, Plausibilität und feiner Ironie hinzukriegen, die zwar auf den zweiten oder dritten Blick auf die richtige Fährte führt, dabei aber immer auch den Zweifel am Leben erhält, dass die Geschichte doch irgendwie wahr sein könnte. Kein Zweifel bestand für Weinbauern natürlich beim … Weiterlesen

Weingarten aktuell

Auch wenn (m)ein Blog mit dem namensgebenden Web-Logbook nur wenig gemein hat, haben manche Beiträge tatsächlich Tagebuchcharakter und eröffnen schöne Vergleichsmöglichkeiten. Obiges Foto habe ich vor (fast) genau einem Jahr gemacht und damit diesen Beitrag über den Austrieb 2007 illustriert. Ganz so weit sind die Reben heuer noch nicht, was nach dem knapp zwei Wochen … Weiterlesen