Wahnsinnig elegant

Rotweinglas

Regelmäßigen Blog-Lesern ist vielleicht aufgefallen, dass ich – anders als 2008 – bislang noch kein vorläufiges Resümee des Jahrgangs 2009 gezogen habe. Was unter anderem damit zusammenhängt, dass ich, wie hier berichtet, aus dem Resultat der allerbesten Blaufränkisch- Trauben lange Zeit nicht wirklich schlau geworden bin.

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Alkohol-Zunahmi (4)

Nach meinen Überlegungen in Teil 3 muß ich davon ausgehen, dass in vergleichbaren Regionen die meisten Alkoholwerte jenseits von 13,5 Prozent entweder aus einer Aufbesserung bzw. Mostkonzentration (eher beim Rotwein), oder einer Mitverarbeitung von überreifen Botrytistrauben (nur beim Weißwein) resultieren.

Natürlich gibt es dabei (z.B. sorten- oder jahrgangsspezifische) Ausnahmen. Deshalb sind auch sicher nicht alle Angaben falsch, die diesbezüglich von den Vertretern meiner Zunft gemacht werden.

Ob und wie er in jenen Fällen, die nicht die Ausnahme darstellen das Thema Alkoholerhöhung kommuniziert, muß jeder Winzer selbst entscheiden. Ich persönlich finde es zwar ehrlicher, dazu zu stehen, aber es ist nicht meine Angelegenheit, wenn andere diese harmlosen, traditionellen Verfahren lieber verheimlichen.

Problematisch wird es allerdings für mich dann, wenn dieses Verhalten dazu führt, dass der hohe Alkoholgehalt von der Mehrzahl der privaten wie kommerziellen Weinfreaks für eine kaum vermeidbare Folge des Strebens nach Qualität gehalten wird.

Die Wahrheit ist nämlich eine ganz andere:

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Weinrallye Nr. 29 – Schweizer Weine

Vergangenen Mittwoch war wieder Wein(blog)rallye-Tag. Robert von lamiacucina hat diese Etappe betreut und zeichnet deshalb auch für das Thema „Schweizer und Veltliner Weine“ verantwortlich. Leider gibt es diesmal keinen Beitrag von mir. Nicht das mich die Weinexoten aus der Schweiz nicht interessieren würden. Immerhin referiere ich sogar von Zeit zu Zeit im Rahmen des Seminarthemas „Mittel- … Weiterlesen

Rebschnitt leicht(er) gemacht

Vorschneiden3

Vor etwa zwei Wochen haben wir mit dem Schneiden unserer Reben begonnen. Obwohl das eine der zeitaufwendigsten Arbeiten des Winzerjahres ist, legen mein Vater und ich Wert darauf, jeden Stock selbst zu schneiden.

Der Rebschnitt ist nämlich nicht nur für Menge und Qualität der kommenden Ernte entscheidend, sondern auch für die Langlebigkeit und Vitalität der Reben.

Damit wir rechtzeitig damit fertig werden, beschränken wir uns dabei auf den Schnitt selbst. Das zeitintensive Entfernen der abgeschnittenen Reben überlassen wir zum Großteil unseren Helfern.

Um ihnen diese Arbeit etwas zu erleichtern, lassen wir seit ein paar Jahren jene Weingärten maschinell vorschneiden, in denen wir eine Erziehungsform mit besonders hoher Laubwand haben (und dementsprechend lange Triebe, die sich an den zahlreichen Drähten festgerankt haben).

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Alkohol-Zunahmi (3)

In Teil 2 dieser Serie habe ich erklärt, dass die besten Weißweintrauben aus unseren Weingärten ohne Überreife noch niemals 14 Prozent Alkohol oder mehr ergeben haben. Und dass wir die Obergrenze unserer Rotweine von 13,5 Prozent häufiger durch Aufbesserung als durch entsprechend hohe Zuckergrade erreichen.

Solche Aussagen sind selten in der Weinbranche. Es würde mich daher nicht wundern, wenn der eine oder die andere zur Meinung gelangt, ich wäre diesbezüglich ein Einzelfall.

Erklärungen dafür gäbe es ja genug:

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Ab in die Kälte

Normalerweise reicht eine Lagerung bis Mitte Jänner in unserem winterkalten Keller, damit der neue Jahrgang von selbst weinsteinstabil wird. Je niedriger die Temperatur, umso rascher verbinden sich nämlich Kalium und Weinsäure, deren Verhältnis bei der Gärung aus dem Gleichgewicht gerät, zu Kristallen. Bei „dickflüssigeren“ Prädikaten dauert es erfahrungsgemäß aber länger, bis der Weinstein vollständig ausgefallen … Weiterlesen

Alkohol-Zunahmi (2)

Wie in Teil 1 erwähnt, decken sich meine praktischen Erfahrungen nicht mit dem gängigen Erklärungsmodell für hohe und steigende Alkoholgehalte.

Unsere Weine weisen nämlich vergleichsweise moderate und seit Jahren nahezu gleichbleibende Werte auf, obwohl wir uns in einer relativ warmen Klimazone befinden. Dieser Trend gilt für trockene Weiß- und Rotweine, wenn auch die Zusammenhänge recht unterschiedlich sind.

Die Weißen

Die leichtesten Weine unseres Sortiments liegen bei etwa 11 bis 12 Prozent. Diese Werte sind relativ einfach zu erklären, weil sie zwei ziemlich klare Ursachen haben. Zum einen sind Grüner Veltliner und Muskat Ottonel die preisgünstigsten Weine und wir nützen den gesetzlich vorgegebenen Höchstertrag aus (wenn die Natur es zuläßt), um unsere Kosten im Rahmen zu halten.

Zum anderen ist eine lebendige Säurestruktur gerade bei diesen Sorten besonders wichtig, und deshalb bestimmen wir vor allem in heißen Jahren den Erntetermin eher nach dem Säure- als nach dem Zuckergehalt in den Trauben.

Höhere Erträge bewirken ein späteres Einsetzen der Zuckerbildung, und eine frühe Ernte (um eine weitere Abnahme des Säuregehaltes während der Traubenreife zu vermeiden) verhindert das all zu starke Ansteigen der Zuckergrade (und damit des Alkoholgehaltes).

Soweit, so gut. Schwieriger wird die Sache allerdings bei unseren weißen Aushängeschildern Pinot blanc und Chardonnay.

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Fleißaufgabe am Jahresanfang

Mörbisch am 4. Jänner 2010 Sehr geehrte Damen und Herren! Anbei sende ich Ihnen ein Duplikat jener Rechnung, die wir bereits am 31. Dezember auf den Postweg gebracht haben. Der Briefkasten, in den wir das Kuvert damals geworfen haben, wurde nämlich in der Silvesternacht zerstört, und wir konnten nicht eruieren, ob die Postsendung an Sie … Weiterlesen

Alkohol-Zunahmi (1)

Seit einiger Zeit ist der gestiegene Alkoholgehalt von Wein immer wieder Thema verschiedener Publikationen. Der Tenor dieser Berichte ist in den allermeisten Fällen negativ, wobei die Winzer aber eher als Opfer denn als Täter dargestellt werden.

Schließlich ist der hohe Alkoholgehalt, so die gängige These, eine kaum zu vermeidende Folge des Strebens nach Qualität mit niedrigen Erträgen und der Jagd nach höchster Traubenreife. Und folgerichtig gibt es daher auch schon in Österreich Seminare, die den Weinbauern Strategien zu ihrer Vermeidung in Weingarten und Keller nahebringen sollen.

Verknüpft mit den geläufigen Szenarien zum Klimawandel wird aus dieser Erklärung für den vielen Alkohol im Wein eine Zukunftsprognose, vor der man sich wunderbar fürchten kann:

Die Natur bestraft den Weinfreak, der Mitschuld am Klimawandel trägt mit (zu) hohen Alkoholgehalten. Jahrhundertealte Weintraditionen, -stile und -gebiete werden vom Alkohol-Zunahmi überrollt und sind für alle Zeiten verloren.

Verschont werden nur jene Winzer, die rechtzeitig dem Bösen entsagen und den mitunter pseudo-religiös daherkommenden Gedankengängen des biodynamischen Weinbaues folgen, dessen Propheten ein früheres Einsetzen der physiologischen Reife (und damit weniger Alkohol im Wein) versprechen.

Das ist der Stoff, aus dem Hollywood-Blockbuster gemacht werden. Und dort paßt er auch besser hin, denn die Realität sieht zumindest in meinem Bereich ziemlich anders aus. Aber der Reihe nach:

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