212 Tage

Chardonnay-Geläger

Vergangenen Dienstag habe ich unseren Chardonnay 2010 umgezogen. Das war die erste Bewegung dieses Weines seit dem Tag nach der Lese am 24. September 2010, als ich den Most von den über Nacht abgesunkenen Trubstoffen getrennt und in jene Fässer gefüllt habe, in denen er bis vor ein paar Tagen zuerst gären und danach reifen durfte.

Genau so wie das bei hochwertigen Weinen sein soll, ist in diesen 212 Tagen abgesehen vom laufenden Verkosten eigentlich recht wenig mit dem Chardonnay passiert.

Weiterlesen

Das Ende der Nachkriegszeit

Diese spannende Analyse von Michael Prüller gab es in der gestrigen Ausgabe der Tageszeitung „Die Presse“ zu lesen. Unter anderem heißt es darin: „Die Kultur des gemütlichen Stillstands und des bequemen Vermeidens jeglicher Konfrontation, die das Österreich der vergangenen Jahrzehnte geprägt hat, bröckelt an allen Ecken und Enden.“ „Die Menschen sind dabei, sich neue geistige … Weiterlesen

Erwachsenwerden

Kein Arbeitsgang bringt Übergang von der Junganlage zum „erwachsenen“ Weingarten so auf den Punkt, wie das erste Wegbrechen der Triebe am neu formierten Rebstamm. Bis dahin verhalten sich  jungen Stöcke anders als ihre älteren Kollegen und genießen deshalb auch eine altersspezifische Sonderbehandlung. Während nämlich schon aus zweijährigen Rebstämmen nur noch einzelne grüne Triebe sprossen, treiben bei … Weiterlesen

Intervitis Vienna

Intervitis 1

Am vorletzten Wochenende ging der Wiener Ableger der Weinbau- und Kellertechnikmesse Intervitis über die Bühne.

Obwohl nur einen Bruchteil so groß wie das Stuttgarter Original  ist so eine Veranstaltung fast vor der Haustür für sehr viele österreichische Weinbauern natürlich ein Pflichttermin. Dem Sprachengewirr auf der Messe nach, nützten aber auch viele Kollegen aus den nord- bis südöstlichen Nachbarländern die Gelegenheit, sich zu informieren.

Während die Messe in Sachen Kellertechnologie einen guten Überblick bot, war der Weinbau heuer zumindest für mein Gefühl relativ schwach vertreten. So fehlten z.B. die meisten Traktorenhersteller bzw. -importeure, die normalerweise sehr viel Aufmerksamkeit nicht nur der jüngsten Messebesucher auf sich ziehen.

Da wir aber ohnehin gut motorisiert sind, richtete sich meine Aufmerksamkeit sowieso auf ganz andere Bereiche.

Weiterlesen

Nüchtern betrachtet

 Foto: steve.haider.com

Natürlich enthält mein Bericht über eine Studie, die festgestellt hat, dass Weininteressierte weniger mit alkoholärmeren Weinen anfangen können ein wenig Polemik und ein gehöriges Maß an Provokation.

Wie durchaus zurecht in den Kommentaren kritisiert, ist die Untersuchung nicht wirklich repräsentativ und steht wohl auch methodisch auf schwachen Beinen.

Völlig von der Hand zu weisen ist der Gedanke, dass Weinfreaks sich mit leichten Weinen schwerer tun meiner Meinung nach aber trotzdem nicht. Auch wenn manche Weinprofis sogar behaupten, niemand wolle die dicken Brummer wirklich.

Mehrere Alltagsbeobachtungen legen nämlich eher das Gegenteil nahe:

Weiterlesen

Stehen Weinfreaks auf Prozente?

Foto: ÖWM/Faber

Seit einigen Jahren gibt es einen deutlichen Trend zu höheren Alkoholwerten im Wein, der (nicht nur) meiner Meinung nach weniger mit dem Klimawandel, als mit einem bewußten Einsatz der Prozente als Stilmittel zu tun hat.

Natürlich bestreitet jeder private und professionelle Weinfreak, der auf sich hält, den Alkoholbomben mitunter einen kleinen Bonus bei der Beurteilung zu geben. Gelten doch vor allem ahnungslose Weinbanausen als „Wuchttrinker“.

Liest man hingegen den Bericht der Sensorik-Spezialistin Eva Derndorfer in der akutellen Print-Ausgabe der Zeitschrift „Der Winzer“ über zwei französische Studien, könnte man freilich zu einem ganz anderen Schluß kommen.

Weiterlesen

Trocken

Wenn Landwirte und Weinbauern übers Wetter reden, tun sie das nicht unbedingt, weil es ihnen an Gesprächsthemen mangelt. Aber auch mit Jammern haben unsere meteorologischen Betrachtungen in der Regel weniger zu tun, als meiner Berufsgruppe manchmal unterstellt wird. Das Wetter prägt einfach viele unserer Entscheidungen und Arbeiten, und wird – auch wenn man es nicht ändern … Weiterlesen

Bodenständige Betrachtungen (2)

Naturbegrünung

Wie in Teil 1 beschrieben brachte oder beschleunigte das Förderprogramm der integrierten Produktion ab 1995 in vielen Betrieben ein Umdenken in Sachen Bodenbearbeitung.

Die erste und einfachste Modifikation dabei war der Verzicht auf eine großflächige Bodenbearbeitung nach der Lese, um zumindest über die Wintermonate und im Frühjahr das Wachstum von Kräutern und Gräsern im Weingarten zuzulassen.

Spätestens dabei stellte sich allerdings heraus, dass die Böden mancher Betriebe durch das jahrzehngelange penible Offenhalten bereits so viel Fruchtbarkeit verloren hatten. Nicht selten entwickelt sich trotz des Verzichts auf die Bearbeitung nur eine sehr spärliche und lückenhafte Gründecke.

Betriebe denen ihr Boden auch schon vor dieser Wende am Herzen lag, haben hingegen in der Regel kein Problem, mit dem spontanen Naturbewuchs eine geschlossene Begrünung zustande zu bringen.

Weiterlesen

Bodenständige Betrachtungen (1)

Offener Boden

Obwohl der Boden wahrscheinlich das größte Kapital des Weinbauern ist, wird er von manchen weder als solches verstanden, noch gewürdigt, oder gar bewußt gehegt und gepflegt.

Das liegt auch (aber bei weitem nicht ausschließlich) daran, dass der Boden selbst und seine Bewirtschaftung eine ziemlich komplexe Sache darstellt. Ersteres habe ich bereits in meiner Serie „Pedologische Sprachverwirrung“ versucht, zu erklären, weshalb sich die nächsten Beiträge die Bearbeitung der Erde drehen werden.

Weiterlesen

Aus dem Archiv: Berater im Weinbau

Angeregt durch diese Diskussion habe ich mein Archiv durchforstet, und diese zwei Beiträge vom April 2007 zum Thema Beratung im Weinbau gefunden, die auch heute noch Gültigkeit haben. Zwar haben wir unsere damalige Zusammenarbeit mit einem ständigen Berater mittlerweile beendet, da sich unter anderem gezeigt hat, dass der Beratungseffekt mit zunehmender Dauer abnimmt, weil man … Weiterlesen