Deutsche Aufregung um Gault Millau

Wie der deutsche Winzerblog hier berichtet (und via Beitrag und Kommentarfunktion auch zu anderen Quellen verlinkt), gehen bei unseren Nachbarn gerade die Wogen hoch, weil Gault Millau seinen Weinführer bzw. ein Zusatzpaket für Winzer zum Buch offenbar kostenpflichtig machen möchte.

Für die freiwillige Gebühr von 195 Euro (plus Mwst.) erhält der Winzer nicht nur den bisher kostenlosen Eintrag im Weinguide, sondern auch noch eine Urkunde, zwei Buchexemplare und die Nutzungsrechte für das Gault-Millau-Logo.

Auch wenn man über solche Gebühren an sich, deren Höhe und speziell deren Auswirkungen auf die Objektivität einer Bewertung und ihr Verhältnis zum Werbewert einer Auszeichnung für den Weinbaubetrieb natürlich trefflich diskutieren kann, verstehe ich die Aufgregung dennoch nicht ganz.

Vielleicht liegt das daran, dass ich die Weinmedien schon seit langer Zeit nicht mehr als Hort der Wahrheitsverkündung betrachte, sondern als (zugegeben wichtige) Co-Akteure im großen Weintheater. Und wie unter den Weinbauern gibt es auch unter den Medien recht unterschiedliche Ansichten darüber, was an Geld und Methoden einem die Aufmerksamkeit des Publikums wert sein muß.

Möglicherweise habe ich mich aber auch einfach an die österreichischen Sitten und Gebräuche gewöhnt, und daran, von Fall zu Fall zu entscheiden, ob ich mir die jeweilige Verkostung leisten will, oder nicht.

In der heimischen Weinmedien-Praxis gibt es mehrere Varianten:

1. Es gibt eine fixe (und in einem Fall auch ziemlich hohe) Teilnahmegebühr, ohne die keine Aufnahme in den Guide erfolgt. Wird der Beitrag bezahlt, erhält man je nach Druckwerk z.B. einige Buchexemplare, eine Foto-Abbildung und kann eine gewisse Zahl von Weinen einreichen (wobei diese Beschränkung offenbar nicht für alle gilt) oder aber auch nur ein einzelnes Belegexemplar.

2. Sehr beliebt sind Druckkostenbeiträge für die Abbildung von Etiketten oder Flaschen. Das bedeutet meist, dass die Aufnahme einer bestimmten Anzahl von Weinen in den Weinführer kostenfrei ist, die optische Darstellung der Verkostungsnotizen aber quasi mit einem Inserat aufgepeppt werden kann. Dabei hatte ich bisher noch nie den Eindruck, dass meine Weine schlecht(er) bewertet worden wären, weil ich keinen Druckkostenbeitrag leiste.

3. Manche Weinführer beschränken nicht die Anzahl der Weine pro Betrieb, sondern verrechnen pro Wein eine fixe (oder eine nach der Anzahl der eingereichten Weine gestaffelte) Verkostungsgebühr. Von 20 bis über 100 Euro ist dabei alles möglich, gelegentlich auch gekoppelt mit Variante 2 oder einem Pflicht-Abo der jeweiligen Zeitschrift.

Die Weine und deren (meist erforderlicher) Versand geht in all diesen Fällen zu Lasten des Weinbauern.

Erst einmal wurde ich von einem Weinführer darauf hingewiesen, dass die (für die Finalverkostung benötigten) Weine dem Verlag in Rechnung gestellt werden können. Dafür weist dieser Verlag als einziger audrücklich darauf hin, dass die Wertungen auch auszugsweise nur nach schriftlicher Genehmigung zitiert werden dürfen.

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