Traubenreife aktuell

In den letzten Tagen war ich in Sachen Wein in Tirol unterwegs. Und weil seit meinen letzten Messungen am Montag einige schöne Tage vergangen sind, war ich gleich nach meiner Rückkehr gestern wieder in den Weingärten, um den aktuellen Stand der Traubenreife festzustellen.

Muskat Ottonel Riede Wieser: 18°KMW

Während ich am Montag in einem anderen Weingarten gut 16° gemessen habe, sind unsere fünfjährigen Reben in der Riede Wieser schon weiter. Das liegt vor allem daran, dass hier besonders viele Rebblüten im kühlen Juni nicht befruchtet wurden und nur recht wenige Beeren an den Stöcken hängen.

Für den von uns angestrebten leichten Weinstil ist es höchste Zeit zur Lese. Am Dienstag ist es auch schon soweit.

Zweigelt Riede Wieser: 16,5°KMW, Säure 7,6g/l

Die Zweigelt-Trauben in der Riede Wasser (ja, die heißt wirklich so), die für unsere Rote Trilogie bestimmt sind, hatten am Montag schon fast 17,5°KMW. Die gute Lage Wieser ist etwas später dran, weil wir hier unseren „normalen“ Qualitätswein ernten und deshalb nicht nur fünf oder sechs Trauben pro Rebstock belassen haben, sondern acht oder neun.

Es braucht wohl noch eine oder zwei schöne Wochen, bis die Trauben soweit sind. Trotz des relativ niedrigen Zuckergehalte findet man aber schon erste Reifeanzeichen: Die Säure ist nicht mehr besonders hoch und einzelne Traubenkerne sind schon schön braun und schmecken nicht mehr unangenehm bitter.

Pinot blanc Alte Reben Riede Wieser: 17°KMW

Wie in fast allen unseren Weingärten sind auch hier die Trauben außergewöhnlich schön anzusehen und auf einem guten Weg.

Pinot blanc Junge Reben Riede Wieser: -15°KMW

Hier ist der Ertrag deutlich höher und der Reifeverlauf deshalb merkbar gebremst. Da der Wein separat ausgebaut wird, ist der Unterschied zu den älteren Rebstöcken aber kein Problem.

Chardonnay Riede Hofwiesörter: 17,5°KMW, Säure 9,9 g/l

Wie jedes Jahr zeichnen sich die Chardonnay-Trauben durch einen hohen Säuregehalt auch bei schon relativ hoher Zuckergradation aus. Erst wenn sich die Säure auf ein vernünftiges Maß reduziert hat, sind die Trauben wirklich reif. Wie beim Zweigelt und beim Pinot blanc könnte es in etwa zwei Wochen soweit sein.

Grüner Veltliner Riede Goldberg: 15°KMW, Säure 8,7 g/l

Auch hier, in diesem Weingarten, besteht noch kein Grund zur Eile. Da wir aber einen leichten Wein mit erfrischendem Säuregehalt anstreben, werden wir ihn wohl etwas früher als Pinot blanc, Chardonnay und Zweigelt ernten. Wobei solche Aussagen natürlich immer auch vom Wetter abhängen.

Cabernet Sauvignon Riede Goldberg: 15,5°KMW

Gleich neben dem Grünen Veltliner steht ein Teil unseres Cabernet. Von einer Ernte kann bei dieser spätreifen Sorten natürlich noch lange keine Rede sein, interessant ist eine Messung aber dennoch. Zeigt sie doch z.B., dass die Reife im sehr guten Cabernet-Jahr 2006 um diese Jahreszeit ähnlich weit gediehen war.

Welschriesling Riede Wieser: 13°KMW

Der Welschriesling reift spät, aber dann relativ schnell. Wie man sieht, sind selbst in guten Lagen die Zuckergehalte im Moment nicht wirklich berauschend. Bei der Lese in zwei oder drei Wochen liegt die Sorte dann aber üblicherweise etwa auf dem Niveau des Grünen Veltliners, d.h. bei 16 bis 17°KMW.

Ausführliche Reifeanalysen aus allen österreichischen Weinbaugebieten gibt es wöchentlich online hier auf der Website der Weinbauschule Klosterneuburg und hier beim Bundesamt für Weinbau.

2 Gedanken zu „Traubenreife aktuell“

  1. Hallo Bernhard,

    du schreibst dass du beim „normalen” Qualitätswein 8 bis 9 Trauben pro Rebstock belässt. Wieviele Reben lässt du dann auf diesen Stöcken? Genausoviele wie Trauben oder mehr?
    Oder andersherum: versorgt eine Rebe ohne Trauben die anderen mit? Oder konzentriert sich eine Rebe ohne Trauben vermehrt auf das Wachstum?

    Danke schon mal im Voraus Roland

  2. Hallo Roland!

    Ja, es gibt innerhalb des Weinstockes eine Umverteilung des Photosyntheseproduktes Zucker. Deshalb ist ein Trieb auch nicht automatisch stärker im Wuchs, wenn er keine Traube (mehr) hat.

    Wenn wir acht oder neun Trauben am Stock belassen (und noch viel mehr, wenn es für die besten Blaufränkischen und Zweigelt nur fünf oder sechs sind) verbleibt nach dem Ausdünnen auf einigen Trieben keine Traube mehr.

    Die Blätter dieser Triebe sind für uns aber trotzdem wichtig, deshalb ist es auch besser, nicht gleich im Winter extrem kurz zu schneiden, um sich das Ausdünnen zu sparen. Der Ertragseffekt wäre vielleicht ähnlich, aber es fehlen nicht nur die Trauben, sondern auch die Blätter.

    Grüße

    Bernhard

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