Leithaberg DAC (3)

Das neue Herkunftsweingebiet „Leithaberg DAC“ unterscheidet sich nicht nur in Sachen Grenzziehung deutlich von den bestehenden DAC-Regionen, sondern auch bei den Weinen selbst:

Rot- und Weißwein

Mit Leithaberg DAC wird es erstmals in einem österrreichischen Weinbaugebiet Weiß- und Rotweine unter einer gemeinsamen Herkunfts-Flagge geben. Damit trägt die DAC-Bezeichnung der Weinvielfalt am Westufer des Neusiedlersees Rechnung (wobei genaugenommen auch eine Süßweinkategorie dazugehören würde).

Die roten Herkunftsweine werden aus der traditionsreichsten und qualitativ spannendsten Sorte der Gegend, dem  Blaufränkisch gekeltert. Nicht zuletzt aus kellerpraktischen Notwendigkeiten hat man allerdings die 15-Prozent-Fremdsorten-Regel des Weingesetzes auch für die DAC-Weine übernommen, diesen Anteil aber beschränkt auf die Sorten Zweigelt, St. Laurent und Pinot Noir.

Beim weißen Leithaberg DAC dürfen vier Sorten „pur“ oder in Verschnitten zum Einsatz kommen. Dabei sind Chardonnay und Weißburgunder zweifellos jene Weine, die mit ihrer auch bei hoher Traubenreife guten Säurestruktur einerseits zuverlässig die besten Weißen des Gebietes liefern und andererseits auch in repräsentativer Menge angepflanzt werden.

Der Neuburger hat zwar ein ähnlich gutes Potential, ist aber weit schwieriger im An- und Ausbau. Das er es trotz stark sinkender Bedeutung in die Liste geschafft hat, hat wohl auch damit zu tun, dass bodenständige Rebsorten besonders gut ins Konzept der Herkunftsweine passen.

Ein klein wenig gilt das wahrscheinlich auch für den Vierten im Bunde, den Grünen Veltliner. Darüber hinaus hat die Sorte nach wie vor – Rotweinboom hin oder her – den größten Flächenanteil im Gebiet und damit ein gutes Argument für sich.

Die Verfechter des Grünen Veltliners vertreten außerdem die Ansicht, dass er im Spitzenweinbereich die Besonderheiten der Region ähnlich auszudrücken vermag, wie die anderen drei Rebsorten. Das eben diese Verfechter in den zuständigen Gremien sehr prominent vertreten sind, hat aber sicher keine Rolle gespielt…

Um diese Sorten unter einen Hut zu bekommen, wird vermutlich die Sortenbezeichnung etwas in den Hintergrund und der gemeinsame Weinstil stärker in den Vordergrund gestellt werden (müssen), als das bei anderen DAC-Gebieten der Fall ist.

Und vielleicht wird auf diese Weise sogar der Grundgedanke von Herkunftsweinen in Österreich erstmals auch in der Praxis umgesetzt (anstatt weiterhin Sortenweine zu vermarkten, und diese mit einem DAC-Siegel zu behübschen).

DAC-Weine ausschließlich im gehobenen „Reserve“-Segment

Während es in den bereits etablierten DAC-Gebieten entweder nur „Basisweine“ (Weinviertel) oder zwei bzw. drei Qualitätsebenen definiert wurden, beschränkt sich Leithaberg DAC ausschließlich auf das gehobene Segment, das gerne als Reserve-Kategorie bezeichnet wird.

Die Beschränkung auf dieses Segment hat viel damit zu tun, dass es kaum ein Gebiet gibt, das im Basisbereich eine derart große Vielfalt an Weinstilen und -sorten hervorbringt, wie die Gegend am Westufer des Neusiedlersees. Eine Einigung auf einen gemeinsamen Weintyp im Klassik-Segment ist daher zumindest im Moment nicht zu erzielen.

Darüber hinaus erscheint es logisch, höherwertige Weine unter dem Herkunftsnamen zu vermarkten, da diese schlicht und einfach besser in der Lage sind, die Besonderheiten der Herkunft auch tatsächlich auszudrücken, als sauber gemachte Allerweltsweine im Einsteigerbereich.

2 Gedanken zu „Leithaberg DAC (3)“

  1. Wiederum nur eine winzige Kleinigkeit: „Reserve“ ist im österreichischen Weinrecht an ein Alkoholminimum von 13% (lt. Etikett) geknüpft und nach oben offen, während der Leithaberg mit 12,5 bis maximal 13,5% doch eine Spur darunter angesiedelt ist.

    Was aber nichts daran ändert, dass mir diese Bandbreite sehr gescheit gewählt erscheint.

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