Dominanter Traminer

Foto: ÖWM / Lukan

Nachdem unsere „Süße Auslese“ aus dem Jahrgang 2006 zur Neige geht, war klar, dass wir bei der heurigen Ernte einen Nachfolger anstreben werden.

Wie schon 2006 haben wir schließlich beim Traminer und einem Weißburgunder-Weingarten auf die Überreife spekuliert. Der Traminer, der sich sehr gut für solche Prädikatsweine eignet, hätte nämlich besonders heuer für sich allein eine zu geringe Menge erbracht.

Außerdem ist es bei dieser dickschaligen Sorte nicht immer leicht, die für einen hohen Zuckergehalt notwendige Schrumpfung mit oder ohne Edelfäule zu erhalten. Beim dünnschaligen Weißburgunder ist die Überreife zwar auch nicht garantiert, die Chancen stehen aber erfahrungsgemäß deutlich besser.

Auch heuer ging unsere Rechnung aber am Ende bei beiden Sorten auf. Der Traminer erreichte dank extremer Traubenreife ohne Edelfäule und Schrumpfung 22,5°KMW und der Weißburgunder mit deutlichem Edelfäulebefall fast 24°KMW. Damit haben wir die Mindestgradation für Auslese von 21°KMW wie erhofft deutlich überschritten.

Leider waren beim Weißburgunder gar nicht so wenige Trauben von Essigbakterien befallen und mußten bei der Lese sorgfältig aussortiert werden. Und weil sich in solchen Fällen nie ganz ausschließen läßt, dass trotz bestmöglicher Arbeit der Erntehelfer auch Spuren davon im Wein zu finden sind, haben wir die beiden Sorten getrennt vergoren, damit im schlimmsten Fall wenigstens der Traminer davon unbehelligt bleibt.

Was die Arbeit im Keller betrifft, wäre ein Verschnitt im Moststadium zweifellos recht praktisch und angesichts der Lese von Traminer und Weißburgunder am selben Tag auch recht naheliegend gewesen. Schließlich war es ja immer unsere Absicht, die beiden zu einem Wein zu vereinen.

Die separate Vergärung bot dafür die Chance, die Stärken und Schwächen beider Weine kennenzulernen. Schon bald nach Gärbeginn zeigte sich, dass unser Befürchtungen unberechtigt waren, denn der Weißburgunder entwickelte sich zu einem sehr sauberen, wenn auch etwas zurückhaltenden Wein mit einer eleganten Säurestruktur.

Der Traminer war ebenso sauber, sonst aber genaue Gegenteil: Wahnsinnig intensiv in der Nase, üppig und säurearm am Gaumen. Richtig kitschig und mit seiner überzeichnet wirkenden Sortentypizität wie eine Karikatur seiner selbst. Zuviel des Guten, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie der Zufall so spielt, verlief die Gärung der ungleichen „Brüder“ sehr gleichförmig, und wir konnten sie am gleichen Tag stoppen.

Und nachdem wir uns zu diesem Zeitpunkt schon sicher waren, dass dieser Traminer und dieser Weißburgunder nicht nur gut zusammenpassen, sondern dass sie sich regelrecht brauchen, haben wir sie dabei auch gleich verschnitten.

Obwohl der Traminer nur ein Drittel dieser Mischung ausmacht, dominiert er ihren Geschmack derart, dass jeder, der sie bisher verkostet hat, auf einen reinsortigen Traminer getippt hätte.

Im Unterschied zum echten Traminer wirkt der Verschnitt aber nicht kitschig und überladen. Den zwei Drittel Weißburugunder sei Dank.

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