Heimatgefühle (2)

Das Leben in der Dorfgemeinschaft am Land ist manchmal weit weniger idyllisch als gemeinhin angenommen. Schon seit längerem sammle ich in meinem Hinterkopf Beobachtungen, die zeigen, welche negativen Seiten es mit sich bringt, daß (mehr oder weniger) jeder jeden kennt und welche wenig erfreulichen Auswirkungen manche Ansichten und Einstellungen in der Praxis haben können. Wenn ich mich wieder einmal besonders ärgern muß, werde ich vielleicht auch darüber schreiben.

Manchmal ist es aber auch rührend schön, wenn man nicht in der Anonymität der Großstadt lebt. So wie gestern Sonntag um 9.00 früh.

Am Morgen nach der Hochzeit meiner Schwägerin besuchte ich sie im Haus meiner Schwiegereltern, um bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Die (ehemalige) Braut war bis auf die Frisur bereits wieder in „zivil“ und mit dem Be- und Entladen ihres Autos vor dem Haustor beschäftigt, als ihr eine ältere „Nachbarin“ (15 Häuser weiter) im langsamen Vorbeifahren vom Moped aus etwa folgendes zurief:

„Alles Gute, liebe A., du warst wirklich hübsch gestern!“

Natürlich könnte sie diesen Satz auch einfach nur der Höflichkeit halber so dahin gesagt haben. Aber in diesem Moment machte er überhaupt nicht diesen Eindruck. Sondern für mich schien er ganz ohne Hintergedanken ehrlichen Herzens von einer an sich fremden Frau ausgesprochen, die die Braut aber trotzdem bereits von Geburt an kennt.

Und so etwas gibt es in keiner (Groß)Stadt…

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