Weinrallye #36: Wein und Musik

WeinrallyeHeute ist wieder Wein(blog)rallye-Tag, und alle deutschsprachigen Genussblogger, die Lust dazu haben, befassen sich deshalb mit einem bestimmten Thema. Die 36. Etappe wird betreut vom WeinReich-Blog und steht unter dem Motto „Wein und Musik“.

Nicht zuletzt, weil ich einen ziemlich anstrengenden Tag hinter mir habe, war die Versuchung groß, einfach diesen Beitrag für die Rallye wiederzuverwerten. Zumal sich das damalige Erlebnis vor wenigen Wochen wiederholt hat.

Aber weil das erstens ziemlich langweilig und zweitens wohl der kürzeste Weinrallye-Beitrag aller Zeiten wäre, ist mir dann doch noch etwas anderes eingefallen. Ich habe mir überlegt, ob es Ähnlichkeiten zwischen meinen Wein- und Musikvorlieben gibt, und bin tatsächlich fündig geworden:

Obwohl mir beides wichtig ist (zugegeben, der vergorene Traubensaft etwas mehr), bin ich im Alltag sowohl beim Wein, als auch bei der Musik nicht besonders anspruchsvoll. Ordentlich und fehlerfrei gemacht soll er/sie sein, gerne auch schnörkellos, ehrliche Handwerkskunst eben.

In den meisten Situationen ist beides schließlich nicht Selbst- sondern Mittel zum Zweck. Beide machen gute Stimmung, fördern die Unterhaltung und ohne sie ist ein gelungener Abend kaum denkbar. Komplizierte Arrangements und tiefgründige Texte bzw. Aromen schaden dabei zwar nicht, aber es ist meist schade drum.

Ganz verhält es sich jedoch, wenn ich mich bewußt mit Wein oder Musik beschäftigen möchte. Das passiert bei ersterem häufiger, kommt aber auch bei zweiterer vor, und in beiden Fällen bin ich ziemlich wählerisch.

Das beginnt schon bei den stilistischen Vorlieben, die sehr stark von meinen Jugenderfahrungen geprägt sind. Da kann der Kopf noch so sehr über die Größe edelsüßer Weine Bescheid wissen, und der Gaumen gerne hin und wieder einen Schluck davon spüren wollen – das tiefe Gefühl der Begeisterung stellt sich fast immer nur bei trockenen Weiß- und Rotweinen ein.

Genau so, wie ich zum Beispiel zwar die Ausdruckskraft der Klassik achte, ich aber doch eine ganz andere Stilrichtung einschalte, wenn die Musik (fast) alles um mich herum vergessen machen soll.

Was die Menschen hinter Musik und Wein betrifft, so sind meine Favoriten nicht unbedingt die ganz großen Stars. Wichtiger als die tägliche Schlagzeile in der Klatschpresse ist mir die Authentzität der Personen. Die Frage, ob sie Wein bzw. Musik so machen, wie sie sie machen, weil sie glauben, damit erfolgreich sein zu können. Oder weil sie überzeugt sind, dass ihr Werk genau so sein muß.

(Zugegeben, dass ist in beiden Fällen wohl mehr Einbildung, als Wissen. Weniger pathetisch formuliert könnte man genausogut sagen, dass ich von Winzern wie Musikern wenn schon, dann wenigstens gekonnt über ihre wahren Absichten getäuscht werden möchte.)

Weil die Stars aber ihren Status manchmal nicht völlig ohne Grund haben, kommen natürlich auch Werke der großen Namen in mein Ohr bzw. über meine Lippen. Wobei mir aber interessanterweise in beiden Fällen oft jene mehr zusagen, die es nicht an die Spitze der einschlägigen Hitparaden geschafft haben.

Das liegt wohl daran, dass ich mich zumindest bei meinen Favoriten nicht abschrecken lasse, wenn sich einem ihre Schöpfungen nicht gleich beim ersten Mal vollständig offenbaren. Gibt es etwas Spannenderes, als dass man beim vierten Hineinriechen immer noch eine neue Aromanuance entdecken kann? Als dass einem der wahre Sinn einer Textzeile und ihre geniale Verbindung mit der Melodie erst beim fünften Mal bewußt wird?

2 Gedanken zu „Weinrallye #36: Wein und Musik“

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