In memoriam Robert Mondavi

Vorgestern starb Robert Mondavi, DIE Leitfigur des modernen kalifornischen Weinbaues und eine der wenigen Weltweinpersönlichkeiten ersten Ranges.

Im Jahr 1994 hatte ich das Vergnügen, ihm kurz zu begegnen, und diese paar Minuten prägen mein Bild von Robert Mondavi stärker als seine Weine und sein bzw. deren Ruf.

Ich war damals, ein Jahr nach meiner Matura, mit dem Absolventenverein der HBLA Klosterneuburg auf einer zweiwöchigen Exkursion in Kalifornien, die uns natürlich auch in die Robert-Mondavi-Winery (die damals noch in Familienbesitz war) führte.

Obwohl es für einen Mann wie Robert Mondavi sicherlich Wichtigeres gibt, als eine Gruppe von rund 30 österreichischen Winzern, ließ er es sich nicht nehmen, uns persönlich auf dem Vorplatz seines Weingutes Willkommen zu heißen. (Durch den Betrieb führte uns anschließend eine Mitarbeiterin.)

Schon ein paar Worte genügten, um den Funken überspringen zu lassen. Selten wurde ich in einem Weingut so offen und sympathisch begrüßt, wie von Robert Mondavi himself.

In Jeans und weit offenem Hemd stand er vor uns mit seinen damals schon 85 Jahren, und wirkte wie der freundliche fünfzigjährige Farmer von nebenan. Die Fotowünsche jener Winzerkollegen, die sich mit ihm für eine Trophäe im heimischen Verkostungsraum ablichten lassen wollten, erfüllte er geduldig und mit einem breiten Lächeln.

Artig bedankte er sich auch für die Krawatte mit dem Logo einer damals neu gegründeten österreichischen Winzervereinigung (die mittlerweile meines Wissens nicht mehr existiert), die ihm einige Reiseteilnehmer überreichten, obwohl Robert Mondavi auf mich nicht den Eindruck machte, als ob er recht oft Krawatten tragen würde.

Anstatt es aber höflich dabei bewenden zu lassen, das Werbe- Gastgeschenk überreicht zu haben und dabei fotografiert worden zu sein, sollte Mr. Mondavi das Ding auch noch unbedingt umbinden.

Also wurde er von den honorigen Herren aus Österreich geradezu genötigt, die Krawatte umzubinden bzw. sich umbinden zu lassen und zumindest für die Dauer eines Fotos zu tragen.

Auch das ließ Robert Mondavi auf (s)eine unnachahmlich sympathische Art über sich ergehen und zeigte damit Größe, während ich am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.

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