Peronospora-Wetter

Während viele Kollegen in Deutschland, Wien und dem Nordburgenland in den letzten Tagen von Hagelschlag betroffen waren, haben uns bisher gottseidank nur Ausläufer der Gewitterfronten erreicht. Trotzdem ist das derzeitige Wetter nicht ungefährlich, bietet es doch dem falschen (Peronospora) und unter Umständen auch dem echten Mehltau (Oidium) beste Bedingungen.

Die beiden Mehltauerkrankungen der Rebe zählen zu den größten Herausforderungen in Sachen Pflanzenschutz und können zu einem Totalverlust der Ernte führen. Da sie erst im 19. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurden, besitzen die europäischen Edelrebsorten de facto keinerlei Widerstandskraft dagegen und sind enorm anfällig.

Sowohl im Bioweinbau, als auch in der von uns praktizierten integrierten Produktion können (und müssen) sie vorbeugend bekämpft werden, weil es keine umweltverträglichen Behandlungsmittel mit heilender Wirkung gibt, mit denen man den Schaden im Nachhinein reparieren könnte.

Damit die Peronospora-Sporen auf den Blättern und Trauben auskeimen können, benötigen sie eine gewisse Temperatur und flüssiges Wasser. Im Vergleich zum Sonntag hat es bei uns zwar abgekühlt, mit 20 bis 22°C ist es aber immer noch relativ warm, und die Reben sind wegen der Windstille seit gestern Nachmittag nass. Kurz bevor die letzten Wassertropfen des gestrigen Regens abgetrocknet waren hat es heute erneut leicht geregnet, und auch morgen und in den nächsten Tagen ist laut Wetterbericht mit ergiebigen Niederschlägen zu rechnen.

Oidium-Sporen genügt schon eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, um die Reben infizieren zu können, und obwohl es nicht besonders heiß ist, war es heute den ganzen Tag drückend schwül. Dazu kommt noch, dass sich die Reben im Moment in der Hauptwachstumsphase befinden und besonders große und weiche Pflanzenzellen bilden. Die sind wesentlich anfälliger für Angriffe von außen, weshalb die Zeit rund um die Blüte als besonders gefährlich für Pilzinfektionen gilt.

Zum Glück hat mein Vater in den letzten Tagen jeweils in den kühlen frühen Morgenstunden unsere erste Spritzung im heurigen Jahr durchgeführt (wobei ich ursprünglich für ein Zuwarten bis nächster Woche plädiert hatte), sodass uns wenig passieren sollte. Wegen des prognostizierten Regens in den nächsten Tagen und der noch nicht ganz abgeschlossenen Blüte wäre es im Moment sehr schwer, den dringend notwendigen Pflanzenschutz zu betreiben. Nasse Blätter, ein schwer befahrbarer Boden und das Risiko einer schlechten Befruchtung sind keine guten Voraussetzungen zum Spritzen.

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