Entscheidungsfindung

Den ruhigen Jänner nütze ich meistens, um die genaue Zusammensetzung unserer Roten Trilogie festzulegen. Einerseits sind Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet 2019 nach gut einem Jahr als reinsortige Weine in den Fässern jetzt reif genug für eine fundierte Entscheidung. Andererseits ist noch ausreichend Zeit für die Cuvée, sich vor der Abfüllung im Sommer gemeinsam im Fass zu entwickeln.

Die jetzige Entscheidung kommt freilich nicht aus dem Nichts. Schon öfter habe ich im Keller beim laufenden Verkosten zur Qualitätskontrolle auf die Schnelle ein, zwei Cuvee-Varianten im Glas gemischt und probiert. Und es gibt natürlich eine Grundidee, die seit vielen Jahren hinter unserer Roten Trilogie steht.

Gerne beschreibe ich sie als kräftigen, gehaltvollen Wein mit Potential, der aber weicher und zugänglicher ist, als unsere anderen beiden roten Flaggschiffe (Cabernet Sauvignon und Blaufränkisch Leithaberg DAC) und dadurch auch früher trinkreif. Oder auch als besonderes Erlebnis für jene, die zwar gerne Rotwein trinken, im Alltag aber unseren klassischen Zweigelt oder Blaufränkisch bevorzugen. Die sollen, wenn sie sich etwas besonderes gönnen möchten, bei der Trilogie sofort spüren, dass es sich um einen deutlich gehaltvolleren Wein handelt, sich aber nicht von all zu markantem Tannin oder vorlauten Barrique-Aromen vor den Kopf gestoßen fühlen.

Der Zweigelt ist deshalb naheliegenderweise das Kernstück unserer Cuvée. Meistens bauen wir den Verschnitt sozusagen um diese Sorte herum. Früher vor allem, weil wir nur wenige ältere Zweigelt-Weingärten mit entsprechender Traubenqualität hatten und die Menge sehr begrenzt war. Und heute weil sich bei allen Cuvée-Entscheidungen natürlich immer auch die Frage stellt, was mit dem Rest passiert.

Während wir den Zweigelt außerhalb der Trilogie „nur“ als klassisch-fruchtigen Wein vermarkten, haben wir beim Blaufränkisch und beim Cabernet Sauvignon auch reinsortige Weine in ähnlicher Qualität wie die Trilogie im Sortiment. Anders als beim Zweigelt gibt es also eine aus qualitativer, stilistischer aber auch kommerzieller Sicht adäquate Verwendung für die nicht verschnittenen Fässer.

Der Jahrgang 2019

2019 ist bei uns ein ganz großer Rotweinjahrgang. Der Ertrag war von Natur aus sehr niedrig, das Wetter gut und die Trauben dementsprechend gehaltvoll und ausgereift. Besonders für die Tanninstruktur ist das eine spannende Kombination, versprechen viele und reife Gerbstoffe doch ein herausragendes Lagerpotential. Das Komponieren von früher zugänglichen Weinen wird dadurch allerdings zu einer Herausforderung.

Beim Zweigelt hält sich diese Eigenschaft des Jahrgangs zwar in Grenzen und sein Tannin wäre „pur“ genau richtig für die Trilogie. Wie fast immer fehlt es der Sorte aber selbst 2019 für die Oberliga ein wenig an Tiefe und Komplexität. Ein de facto sortenreiner Wein mit Spurenelementen von Blaufränkisch und Cabernet, um dem Namen „Trilogie“ wenigstens ansatzweise gerecht zu werden, kommt also nicht in Frage.

Unsere beiden Komplementärsorten bringen Fülle und Vielschichtigkeit in die Trilogie, aber auch Tannin. Vom Cabernet sind wir das gewohnt, neben seinen Fruchtaromen und der Holznote (beim Cabernet verwenden wir auch neue Barriques) sind die Gerbstoffe immer sein Beitrag zum Gesamtbild des Verschnittes. Der Blaufränkisch hingegen hat normalerweise kein so markantes Tannin wie der herausragende 2019er und bringt in der Regel vorwiegend Tiefgang und Würzigkeit.

Erste Versuche

Mein erster Ansatz war angelehnt an die Zusammensetzung der Vorgängerjahre. Dem Jahrgang entsprechend sind die 50% Zweigelt mit je 25% Blaufränkisch und Cabernet zwar aromatisch und vom Körper her perfekt für unser Idealbild der Trilogie, die – zweifellos sehr gute – Tanninstruktur ist aber doch deutlich markanter als gewohnt.

Grund genug für einen zweiten Versuch mit 60% Zweigelt und je 20% der anderen beiden Sorten. Der war zwar etwas weicher, leider aber auch unerwarteterweise deutlich schlanker und weniger komplex. Also keine Lösung für mein Luxus-Problem.

Vielleicht also doch eine der beiden „harten“ Sorten mehr oder weniger weglassen? 70% Zweigelt mit 30% Cabernet würden einen spannenden Wein ergeben, etwas runder als die erste Variante und vielschichtig genug, allerdings sehr geradlinig am Gaumen und recht gestylt und cabernet-geprägt wirkend. Dagegen schmecken 70% Zweigelt mit 30% Blaufränkisch rund und bodenständig, leider aber auch ziemlich unspektakulär.

Annäherung in kleinen Schritten

Bleibt also doch die erste Variante als bester Ausgangspunkt für eine weitere Verfeinerung. Cuvée-Entscheidungen sind bei uns ein wochen-, ja monatelanger Prozess. Ich koste die Muster alleine, mit meiner Familie, in verschiedenen Reihenfolgen, solo und zum Essen, frisch vom Fass und auch nach mehreren Tagen der Entwicklung in den Musterflaschen.

Wenn dann die Sortenzusammensetzung steht, geht es an die Auswahl der einzelnen Fässer jeder Sorte. Da gibt es ja auch nocheinmal Unterschiede, ältere und neue Barriques, unterschiedliche Eichen und verschiedene Toasting-Varianten.

Auf diesem Weg findet sich sicher auch die richtige Variante für das 2019er-Tannin. Den Rest macht dann die Zeit, denn bis die Rote Trilogie 2019 in Verkauf kommt wird es sowieso noch mindestens ein Jahr dauern.

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