Aussagekraft sensorischer Urteile…

…nennt Volker Schneider den fünften Teil seiner Artikelserie zum Thema Sensorik im österreichischen Fachmagazin „Der Winzer„. Einmal mehr hebt der selbständige deutsche Oenologe damit das ansonsten eher bescheidene Niveau der Verbandszeitung des österreichischen Bundesweinbauverbandes.

Schneider beschreibt ausführlich die Schwierigkeiten der Weinsensorik und die Möglichkeiten, wie man diesen Schwierigkeiten mit einer intensiven Schulung und Analyse der Fähigkeiten der einzelnen Verkoster und einer ausgeklügelten statistischen Auswertung begegnen kann. Seine Aussagen gipfeln in dem Satz: „Man kann ohne Übertreibung sagen, daß die Sensorik mit der Statistik lebt oder stirbt.“

Besonders schwierig, wenn nicht gar unmöglich, ist seiner Meinung nach die Beurteilung von Qualität, denn Qualität ist und bleibt eine subjektive Auffassung.

Weine werden nicht zu internationalen Spitzenweinen, weil die Qualität plötzlich objektivierbar geworden ist, sondern weil sie von einschlägigen Meinungsbildnern dazu gemacht werden. Obwohl Einzelbewertungen von zweifelhaftem Wert sind, wird Qualität durch die Autorität einer einzelnen Person legitimiert. Der Punktefetischismus dient als Instrument. Wer Spitzenwinzer werden will, muß Weinpäpste für sich und seine Weine emotional als auch finanziell vereinnahmen.

In diesem Zusammenhang schreibt Schneider auch über die Problematik der Punktebewertung. Seiner Meinung nach kommt die Verwendung von Punkten dem natürlichen Bedürfnis des Menschen entgegen, komplexe Zusammenhänge auf einfache Zahlenwerte zu reduzieren, auch wenn unterschiedliche Verkoster die gleiche Skala oft ganz unterschiedlich interpretieren.

Die unterschiedliche Verwendung von Punktskalen ist nur eine Frage, welche über ein vorgelagertes und viel größeres Problem hinwegtäuschen kann: das der Definition von Qualität. Da Qualität nicht objektiv meßbar ist, kann sie kein Gegenstand von Abhandlungen zur Sensorik werden, sonder bestenfalls zum Thema nie enden wollender Streitfragen.

Anmerkung: Bei den kursiv geschriebenen Textteilen handelt es sich um wörtliche Zitate aus dem Artikel von Volker Schneider. Aus Platz- und Verständnisgründen wurde deren Reihenfolge zum Teil von mir geändert. Ich bitte um Verständnis.

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