Die letzte Pressung

Mit dem Cabernet Sauvignon habe ich heute den letzten Wein der heurigen Ernte abgepreßt. In den 17 Tagen auf der Maische hatte er Zeit, soviele Farbstoffe aus der Schale auszulaugen, daß er eher schwarz als rot von der Presse lief. Sein Aroma zeigt keinerlei „grüne“, unreife Nuancen nach Paprika oder Brennesseln und auch die Tannine, die vor allem während der zweiten Hälfte der Standzeit aus der Schale extrahiert werden, wirken zwar sehr massiv, dabei aber keineswegs bitter oder austrocknend.

Selten hatten wir so reife Cabernet-Trauben, und es könnte gut sein, daß der 2006er einer der besten (oder vielleicht sogar der beste) Cabernet aus unserem Keller wird. Über Nacht setzen sich jetzt die feinen Trubstoffe im Tank ab, sodaß ich den Wein morgen ziemlich klar in die Barriques füllen kann. Die Fässer lagern dann in unserem beheizbaren Etikettierraum bis der Cabernet den biologischen Säureabbau absolviert hat.

Wenn alles gut geht, dauert das zwei oder drei Wochen. Dann läßt sich der Charakter des Weines wieder ein Stück besser einschätzen, weil der Säuregehalt dann beinahe sein „Originalniveau“ erreicht hat.

Auch heuer hat unsere Presse bis zum Schluß gute Dienste geleistet und ohne Störungen und Defekte gearbeitet. Schwierigkeiten mit der Presse können den ohnehin nicht geringen Weinlesestreß während der Hauptlese ins Unerträgliche steigern. Kein Kollege im Ort kann aushelfen, da alle ihre Presse im Vollbetrieb haben. Die Lesehelfer sind zum Warten verdammt, was sich negativ auf die Motivation auswirkt und die Kosten steigert, da sie auch Geld kosten, wenn sie nicht arbeiten können. Die Reparaturdienste haben lange Anfahrtszeiten, sind nicht billig und meist läuft ihre Arbeit auf die Frage aller Fragen hinaus: Haben wir den betreffenden Ersatzteil lagernd?

Nach einigen Reparaturerfahrungen mit unserer alten Presse, der man nach fast 30 Dienstjahren diverse Alterserscheinungen nicht wirlich übel nehmen konnte, haben wir uns beim Kauf der jetzigen Presse 1994 für einen österreichischen Hersteller entschieden. Der produziert die Pressen selbst, liegt nur gute zwei Stunden von uns entfernt und mit seinem Service haben wir bei anderen Geräten schon gute Erfahrungen gemacht.

 

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