Serienkriminalität mit Weinbezug

WeinrallyeHeute findet die 25. Etappe der Wein(blog)rallye statt. Im Rahmen dieser Rallye beschäftigen sich alle deutschsprachigen Genussblogs die Lust dazu haben mit dem Thema, das sich Harald Steffens vom deutschen Weingut Steffens-Keß hat einfallen lassen:

Wein in Literatur und Film

So froh ich im richtigen Leben bin, sehr wenig mit Kriminalität zu tun zu haben, so sehr schätze ich das Verbrechen wenn es sich zwischen zwei Buchdeckeln abspielt. Kriminalromane bieten nämlich nicht nur Spannung, sondern auch – wenn sie gut sind – besonders liebevoll und detailiert gezeichnete Figuren.

Tritt der Protagonist dann auch noch in mehreren Büchern auf, erscheint er mit der Zeit ähnlich vertraut wie ein guter Bekannter. Und wie im richtigen Leben haben die verschiedenen Charaktere einen ganz unterschiedlichen Bezug zum Thema Wein.

Für Kurt Wallander zum Beispiel ist der Wein offenbar nicht besonders wichtig, sonst wäre er in den Krimis von Henning Mankell wohl öfter erwähnt. Auch gute Ernährung ist dem schwedischen Kleinstadt-Kommissar, der ständig mit Gewichtsproblemen kämpft kein Anliegen.

Ob das typisch skandinavisch ist, kann ich nicht sagen, es fällt aber auf, dass Wein und Essen bei südländischeren Polizisten eine deutlich größere Rolle spielen. Salvo Montalbano aus Vigata in Sizilien zum Beispiel hält sehr viel auf gutes Essen, vor allem wenn es sich um regionale (Meeres-)Spezialitäten und große Portionen handelt.

Um die Gerichte mit allen Sinnen genießen zu können, hat er sich angewöhnt, beim Essen kein Wort zu sprechen. Selbstverständlich trinkt er Wein, aber außer einem gelegentlichen Hinweis darauf, dass es sich um einen Tropfen handelt, den Montalbanos Vater produziert hat, verrät uns Andrea Camilleri nichts über den Weingeschmack des Sizilianers.

Commissario Guido Brunetti, Montalbanos Landsmann aus Venedig, ißt und trinkt ebenfalls gern. Er kommt gerne zum Mittagessen nach Hause und läßt sich von seiner Frau Paola bekochen. Zum Essen gibt es Merlot aus dem Veneto und andere norditalienische Spezialitäten. Hin und wieder genehmigt er sich auch ein Glas Prosecco, und nach dem Essen vorzugsweise einen Grappa.

Noch öfter als Wein läßt ihn Donna Leon aber Espresso trinken. Brunetti kehrt zu jeder Tageszeit und bei fast jedem Fußmarsch durch die Stadt irgendwo ein, wo nicht ganz so viele Touristen verkehren. Beim Kaffee spricht er dann mit seinem Kollegen und Freund Vianello über den aktuellen Fall, manchmal aber auch über Gott und die Welt und wie schlimm die Lage in Italien im allgemeinen und in Venedig im besonderen ist.

Simon Polt ist kein Kriminalpolizist, sondern ein Landgendarm im Weinviertel. Und obwohl er nicht wirklich in die Dorfgemeinschaft integriert ist, hat er einen engen Bezug zum Wein. Seine Freude am Grünen Veltliner läßt er sich auch durch eine Leiche in der Baumpresse und einen mittels Gärgas ermordeten Weinbauern nicht nehmen.

Auch wenn sich der Weinbau im Weinviertel in den letzten Jahren sehr verändert hat, läßt sich das Weinviertel, das Alfred Komarek beschreibt da und dort noch erahnen. Eine Kellergassenwelt, in der die Zeit langsamer zu verrinnen scheint, als anderswo…

Auch Mira Valensky verschlägt es manchmal ins Weinviertel. Sei es, weil sie als Journalistin den Mord an einem Winzer aufklären will, weil sie in einem feinen Landgasthof Küchenhilfe und Detektiv spielt, oder weil sie einfach Weinnachschub benötigt.

Ihre Welt ist aber Wien, wo sie in ihrer Wohnung gut und gerne kocht. Nicht selten kommen dabei Gerichte aus dem Veneto auf den Tisch, ihrer zweiten Lieblingsregion, auch was den Wein betrifft.

Wenn sie besonders guter Laune ist, oder besonders schlechter, kocht Valensky auch schon mal ein mehrgängiges Menü nur für sich allein. Meist leisten ihr aber Lebenspartner (und später Ehemann) Oskar oder Putzfrau, Freundin und Kriminal-Komplizin Vesna Krajner Gesellschaft. Katze Gismo wird dabei entweder mit Hühnerkrägen oder schwarzen Oliven ruhig gestellt.

Das Mira Valensky gerne kocht, merkt man an der detailreichen Beschreibung der Gerichte und der Zubereitung, die Eva Rossmann offenbar ein besonderes Anliegen sind. Für alle, die es noch genauer wissen wollen, gibt es mittlerweile sogar ein Mira-Valensky-Kochbuch.

Vielleicht folgt ja bald auch der Band „Die Lieblingsweine von Mira Valensky“. Wer weiß…

1 Gedanke zu „Serienkriminalität mit Weinbezug“

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