Biologische Kriegsführung

Ölrettich

Nachdem wir im vergangenen Winter eine unserer Parzellen in der Riede Wieser mittels Grundstückstausch vergrößern konnten, werden wir sie im Frühjahr 2011 mit Traminer-Reben bepflanzen.

Der untere Teil des Grundstückes ist allerdings stark mit Nematoden verseucht, die nicht nur durch ihre Saugtätigkeit an den Wurzeln die Reben schwächen, sondern auch Viruserkrankungen auf gesunde Stöcke übertragen können.

Virosen führen meist zu schwachem und untypischen Wuchs, einem schlechten Traubenansatz und zu einem vorzeitigen Absterben der Reben. Hauptmerkmal der sogenannten Reisigkrankheit sind z.B. oftmalig – und für Reben geradezu unnatürlich – verzweigte Triebe sowie extrem kurze Abstände zwischen den Blättern (Kurzknotigkeit).

Reisigkrankheit

Sieht man von der in unseren Breiten nie praktizierten und zum Glück längst verbotenen chemischen Bodenentseuchung ab, gibt es keine direkte Bekämpfungsmöglichkeit von virusübertragenden Nematoden.

Kombiniert man aber mehrere Strategien zur Reduzierung der Fadenwürmer im Boden, kann man auch auf biologischem Weg Erfolge im Kampf gegen die Virusüberträger erzielen.

Deshalb haben wir auch nach dem möglichst gründlichen Entfernen der Wurzeln bei der Rodung des alten Weingartens im heurigen Frühjahr Ölrettich angebaut. Der ist nämlich nematodenresistent und bietet den kleinen Tierchen keinerlei Nahrungsgrundlage. Auf diese Weise hoffen wir, einen guten Teil der Fadenwürmer auszuhungern.

Damit sich die verbliebenen Nematoden ab 2011 nicht so einfach auf die neu gepflanzten Reben stürzen, veredelt unsere Rebschule den Traminer auf eine Unterlagsrebsorte, die die Würmer auch nicht besonders mögen.

6 Gedanken zu „Biologische Kriegsführung“

  1. hallo bernhard,
    sehr interessanter beitrag…
    meine frage: wie erkenne ich nematodenverseuchten boden??
    bei einem unserer blaufränkisch weingärten beobachten wir seit einige jahren (anlage ist erst im 8.jahr) verstärkt diese „kurzknotigkeit“, was kümmerwuchs und verringerten traubenansatz zur folge hat…da die reben sicher nicht „schuld“ daran sind(edelreis 99% o.k), glaube ich auch an eine verstärkten nematodenbefall. kann das sein???
    kann ich diese auch in einem bereits bestehenden weingarten (junge anlage – nicht zum roden) bekämpfen?? wenn ja, wodurch?
    begrünung sinnvoll? welche ? (aussaat von „rebenfit“ wäre im august geplant…)
    danke im voraus für deine kompetente antwort!
    schöne grüße aus dem weinvietel,
    martin

  2. hallo,

    was macht ihr mit den reben, die die reisigkrankheit haben? muss man die entfernen oder können die sich wieder erholen?
    bisher sind mir erst ein oder zwei stöcke aufgefallen.

    schöne grüsse aus dem traisental roland

  3. reben, die mit der „reisigkrankheit“ infisziert sind, müssen gerodet werden – meines wissens….
    eine direkte bekämpfung gibt es- denk ich- nicht.
    allerdings gibt es anscheinend viele verschiedene stadien dieser krankheit. bei manchen reben gibt es zwar diese „kurzknotigkeit“ – allerdings einen nahezu normalen traubenansatz. andere sind stark verieselt und haben fast keine trauben…
    bin für jede hilfe bzw. ratschlag dankbar !!!
    martin

  4. Hallo Martin und Roland!

    Den nematodenverseuchten Boden erkennt man mittels entsprechenden Analysen und/oder auffallend vielen virusbefallenen Rebstöcken.

    Wir haben in unseren knapp 30 Weingärten vier mehr oder weniger große Stellen, an denen wir jetzt schon mehrere Weingartengenerationen lang den typischen Verlauf beobachten:

    Pflanzung mit gesunden Rebstöcken, gute Jugendentwicklung, erste vereinzelten Symptome von Reisigkrankheit und anderen Virosen nach fünf bis acht Jahren, deutlicher Ertragsabfall, vermehrtes Absterben von Einzelstöcken nach etwa 10 bis 15 Jahren und immer größere Lücken im Bestand (so nicht nachgepflanzt wird).

    Virusinfizierte Rebstöcke erholen sich normalerweise nicht, allerdings sind manche davon erstaunlich langlebig und leben mitunter Jahrzehnte mit dem Virus (und entsprechenden Symptomen). Wie Martin schreibt bringen manche sogar einen halbwegs normalen Ertrag, während andere eher nur noch als „Zierpflanzen“ zu betrachten sind.

    Theoretisch (und bei Einzelfällen) müßte man solche Stöcke roden, weil ihre Wurzeln den Nematoden ja die Möglichkeit bieten, das Virus aufzunehmen und an gesunde Reben zu übertragen. Bei Nematoden- und Virusherden wie in unserem Fall (die sich wegen unserer kleinen Parzellen auch auf Nachbarweingärten erstrecken) läßt sich eine Infektion aber auch damit wohl nicht verhindern, weshalb wir nur abgestorbene Stöcke entfernen.

    Im bestehenden Weingarten kann man meines Wissens auch kaum etwas gegen ein hohes Infektionsrisiko machen, weil ja immer auch Rebwurzeln da sind, die den Viren und ihren Überträgern, den Nematoden, Überlebensmöglichkeiten bieten.

    Wir versuchen es nächstes Jahr erstmals damit, dass wir die virusbedingten Fehlstellen mit Reben nachpflanzen, die auf die Unterlage „Börner“ veredelt wurden. Ob die aber wirklich so nematodenresistent ist, wie ich nach entsprechendem Literaturstudium hoffe, kann ich jedoch nicht sagen. Davon abgesehen dürfte sie nicht unproblematisch sein, was die Bodenansprüche betrifft (Chloroseanfälligkeit,..).

    Letztlich muß man wohl mit solchen punktuellen Problemzonen leben lernen. Laufendes Nachpflanzen hält den Ertragsausfall in halbwegs erträglichen Grenzen und ist auch gut für die Weingartenoptik.

    Grüße

    Bernhard

  5. Hallo Bernhard,
    Ich danke für diesen Bericht.
    Darf ich Dich noch fragen, welche Resultate Du gemacht hast mit Deiner „biologischen Kriegsführung“? Konntest du die Schäden eingrenzen?
    Hast Du noch andere Versuche gestartet?
    Esparette wäre vielleicht auch noch eine Pflanze.
    Danke!
    Beste Grüsse aus der welschen Schweiz.
    Markus

  6. Hallo Markus,

    spät aber doch erscheint hier dein Kommentar und meine Antwort. Leider war er im Papierkorb gelandet, den ich nur sehr sporadisch durchschaue. Sorry!

    Wissenschaftlich abgesichert sind meine „Resultate“ nicht, aber ich kann zumindest sagen, dass wir bis heute, 12 Jahre nach der Pflanzung keine Virussymptome an den Reben sehen. Nun dauert es von der Infektion bis zum Sichtbarwerden sicher einige Zeit, aber wenn der Druck so groß wäre, wie vor der Ölrettich-Aussaat, dann müssten jetzt eigentlich schon die ersten auftreten.

    Andere Versuche – außer eine generell mehrjährige Brachezeit mit Luzerne zwischen Rodung und Wiederbepflanzung – habe ich nicht gestartet. Und Esparsette wäre sicher eine spannende Begrünungsalternative (stickstoffanreichernd wie Luzerne, aber laut Literatur weniger wasserbedürftig), den unmittelbaren Bekämpfungseffekt gegen Nematoden bietet sie aber nicht in dem Maß wie der Ölrettich mit seinen ätherischen Ölen etc.

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