Wetter-Albtraum

Einzelne Regenschauer während der Traubenreife und der Weinlese sind ein Problem, mit dem man als Weinbauer umzugehen lernt (bzw. lernen muß). Aber das, was heute Nacht und morgen Donnerstag laut Wetterbericht auf uns zukommt, geht weit darüber hinaus:

Bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter in 36 Stunden!

Und weil der Regen diesmal von Nordosten kommt, können wir auch nicht darauf hoffen, daß die Alpen die Schlechtwetterfront abfangen, bevor sie zu uns gelangt. Dazu kommt ein stürmischer Wind und Temperaturen unter 10°C. Was für ein Kontrast zum Weinlesebeginn vor nicht einmal zwei Wochen.

Wie es aussieht, sind mit Ausnahme der Steiermark und eventuell des kleinen Südburgenlandes alle österreichischen Weinbaugebiete betroffen. Während aber in vielen Gebieten Niederösterreichs die Weinlese noch nicht einmal begonnen hat, haben wir den empfindlichen Zweigelt und die allermeisten Weißweine bereits im Keller und damit in Sicherheit.

Der erste Muskat Ottonel und ein Zweigelt sind sogar schon (so gut wie) durchgegoren und schmecken durchaus vielversprechend. Bei den Weißweinen könnte es ein Jahrgang der etwas leichteren und schlankeren Art werden, ohne allzu hohe Alkoholgehalte und mit mittlerer Säure. Die Roten sind noch nicht wirklich einzuschätzen. Blaufränkisch und Cabernet hängen ja noch draußen, und der dem Zweigelt steht der biologische Säureabbau erst bevor.

Bleibt zu hoffen, daß die Trauben, die noch zu lesen sind die nächsten Tage gut überstehen. Und das sich das Wetter beruhigt und wir lange genug mit der Lese warten können, bis sich die Verdünnung durch den Regen wieder normalisiert hat, und der Reifeprozeß zum Abschluß gekommen ist.

6 Gedanken zu „Wetter-Albtraum“

  1. du hast mir aus dem herzen geblogged. ich wollte heute mal nachfragen wie das jetzt so ist mit dem Regen, da ich seit ich mich für wein mehr interessiere, immer mitfiebere wie die wetterprognosen denn nun ausschauen werden.

    kann man bei so einem wetter überhaupt lesen, wenn einem keine wahl bleibt ? od. ist das eindeutig selbstmord sozusagen.

    wenn du von spätreifenden sorten sprichst, wann wäre da lesezeitpunkt, wenn alles weiter „normal“ verlaufen würde ? – es ist ja alles um 2 wochen früher drann od. ?

    wie lange braucht die traube um solche regenmengen wieder loszuswerden?

    also wenns so bis am samstag regnet und dann 2 wochen altweiberisch ist, wäre das ein Optimum ?

    ja ich weiß so viele fragen, aber bin sehr neugierig,
    danke
    aNdi

  2. Regen im Herbst – immer wieder ein Alptraum!!

    Wir haben gerade mit der Ernte begonnen, mit vielversprechenden Ansätzen (gute Reifedaten und mittlere Säurewerte).

    Hoffentlich macht uns diese Schlechtwetterfront keinen Strich durch die Rechnung. Es bleibt niur zu hoffen, dass es doch nicht die berechneten 100 Liter Niederschlag werden.

    Danach werden wir weitersehen.

    Franz

  3. Moin Bernhard,

    viel Glück.
    Und für den Hinterkopf: das wäre wirklich noch mal ein toller Grundsatzartikel: Was passiert mit Trauben, wenn sie Regen abbekommen? (klar, sie werden nass 😉 aber wie wirkt es sich auf den Most aus).
    cheers
    Felix

  4. Danke an alle für die Wünsche, auch wenn sie nichts geholfen haben.

    Was deine Fragen betrifft, Andi, so kann ich nicht alle wirklich beantworten:

    Bei (starkem) Regen kann man natürlich nicht lesen. Aber es kommt schon einmal vor, daß man kurze, leichte Regenschauer nur abwartet und danach weitererntet. Schließlich hat man ja Personal, das Geld kostet und für einfachere Qualitäten spielt der mengenmäßig vernachlässigbare Verdünnungseffekt keine Rolle. Angenehm ist die Arbeit bei nassen Blättern und Trauben aber nicht.

    Übrigens: Den Falstaff-Sortensieger-Cabernet 2004 haben wir auch leicht feucht (vom dichten Nebel) gelesen. Nach drei Tagen durchgehendem Nebel waren wir nur einen Hauch von einem massiven Botrytisbefall entfernt. Und weil der Wetterbericht auch für den nächsten Tag Nebel angesagt hat (und sich damit geirrt hat), haben wir damals gelesen, obwohl die Trauben nicht ganz trocken waren. Mit bekanntem Resultat 😉

    Wenn alles normal verlaufen wäre (was es ja nicht ist, wie wir mittlerweile wissen), hätten wir nächste Woche zumindest einen Blaufränkischen gelesen, möglicherweise aber gegen Ende der Woche auch schon alle. Den Cabernet hätten wir wahrscheinlich (und werden vielleicht auch, weil der ist normalerweise sehr robust) erst in zwei oder drei Wochen geerntet, je nach Reife und Wetterprognose.

    Wie lange die Trauben brauchen, um solche Regenmengen „loszuwerden“ kann ich mangels Erfahrungswerten nicht sagen. Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß sie diese extremen Mengen überhaupt je ganz loswerden würden, selbst wenn das Wetter von morgen an perfekt wäre und es keine Botrytis gäbe.

    Zwei Wochen Altweibersommer wären jetzt natürlich toll. Aber es könnte auch sein, daß die Trauben nicht mehr so lange mitspielen. Wenn der Regen die Beerenschale so dünn gemacht hat, daß ein Botrytisbefall unmittelbar bevorsteht kann das bei Altweibersommertemperaturen extrem schnell gehen. Einmal Nebel oder ein kleiner Regenschauer bei wenig Wind und es ist soweit. Und gerade bei Rotwein gilt: Im Zweifelsfall lieber gesund, wenn auch weniger reif als überreif mit Botrytis-Pilzrasen und Schalen, die bereits in Auflösung sind.

    Morgen weiß ich vielleicht schon ein bißchen mehr.

    Ich werde berichten

    Bernhard

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