Pisa-Test für Kellermeister

Sie haben drei unterschiedliche Chargen Muskat Ottonel 2007 á ca. 4000l, ca. 2000l und ca. 800l im Keller. Wie mischen Sie diese Mengen zu einer homogenen Cuvée, wenn Ihr größter Behälter im Keller nicht mehr als ca. 4000 Liter Inhalt hat und keiner der Behälter geeicht ist?

Beachten Sie, daß jeder Pump- und Rührvorgang eine Belastung für den Wein darstellt. Jede vermeidbare Weinbewegung führt daher zu einem Punkteabzug bei der Bewertung.

Die Auflösung erfolgt nach dem Einlangen von genügend Lösungsvorschlägen via Kommentar-Funktion.

10 Gedanken zu „Pisa-Test für Kellermeister“

  1. am „einfachsten“: ausgehend von einem leeren 4000 l behälter: man nehme zuerst die 2000 l charge. dann dazu die 800 l und zuguterletzt zum „ausfüllen“ die 4000 l charge (bzw. die menge, die noch fehlt, also ca. 1200 l). schonender kann man diese 3 chargen, glaub ich, nicht cuveetieren. allerdings müsste man (um diese aufgabe wirklich bestmöglich lösen zu können) alle 3 chargen in aller ruhe (von versch. kollegen) verkosten können. aber die entscheidung überlassen wir natürlich dem kellermeister persönlich. denn nur so enstehen individuelle weine!

  2. Da gibt es mehrere Lösungen. Fangen wir mal mit den deutschen an:

    Rheinhessen:
    Die 4000 l als „trocken“ füllen. Die 2000 l mit 2000 l Süssreserve verschneiden und als „halbtrocken“ füllen. Die 800 l mit 3200 l Süssreserve verschneiden und als „feinherb“ füllen. Achtung: Süssreserve ist nur aus Muscat Ottonel erlaubt, und auf den SO2-Wert achten – wir haben schliesslich Weingesetze!

    Genossenschaft:
    4000 l als Kabinett füllen. 2000 l als Spätlese füllen. 800 l als Auslese Bestes Fass füllen. Bei der DLG einreichen und eine Goldmedaille gewinnen, jeweils.

    VdP:
    4000 l als Fasswein verramschen. 2000 l als Gutswein füllen. 800 l als Grosses Gewächs füllen. Den Ertrag von 800 l auf die gesamte Betriebsfläche hochrechnen, mit der Zahl angeben. Sich als Retter der deutschen Weinkultur positionieren und das zu niedrige Preisniveau beklagen.

    Die kalifornische Lösung:
    Du brauchst 30 neue Barriques und 30 kg Chips.

    Die italienische Lösung:
    Mein Onkel Luigi kennt jemanden, der einen Tanklastzug hat, der 35.000 l Wein fasst, und er kennt jemand anderen, der aus seiner kleinen (5 x 5 qm) Parzelle hinter dem Haus zufällig 28.600 l Müller-Thurgau geholt hat. Mein Angebot: Luigi kommt auf dem Weg nach Deutschland mit dem Tanklastzug bei dir vorbei und nimmt deine 6.400 l gleich mit. Den Unterschied schmecken die bei Aldi sowieso nicht, und du schuldest mir dann einen Gefallen. Va bene?

    Die französische Lösung:
    Rufe ein paar Kollegen zusammen und treffe dich mit ihnen laut schreiend auf dem Marktplatz deines Dorfes. Dort entrolle ein Transparent, mit dem du den Staatspräsidenten dazu aufforderst, ausländischen Erzeugern die Benutzung geeichter Behältnisse zu verbieten. Verlange Subventionen fuer deinen Betrieb, um diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen. Nenne Jean-Paul (den Dorfpolizisten, den du seit dem Kindergarten kennst) ein Schwein und setze das nächstgelegene Postbüro in Brand.

    Die praktische Lösung:
    Fülle die 800 l in die 2000 l, sodass der Verschnitt ein Fass belegt. Benutze einen Schlauch (kommunizierende Röhre) zwischen den beiden Fässern (4000 l und 2800 l) oder schöpfe von Hand um, bis der Weinspiegel in beiden Fässern gleich hoch ist. (Durch geeignete Wahl des Behälters fuer die 2800 l kann man sich den Schritt stark vereinfachen. Falls bereits alle drei Weine die selben Höhe haben, entfällt der Schritt ganz.) Lasse aus beiden Fässern jeweils die gleiche Höhe an Flüssigkeit ablaufen, um einen homogenen Verschnitt zu erreichen. Um anfallende Restmengen sauber zu verarbeiten, fülle Halbformate und Magnums (als Kundengeschenke usw.).

    HTH & Cheers,
    Ollie

  3. Na gut, dann werde ich mich mal drangeben. Bin zwar Winzer und kein Kellermeister, der es eigentlich gelernt haben sollte, aber in meinem Keller klappt es ja auch.
    Also, wenn ich das in meinem Betrieb machen müßte, dann würde ich das Cuvee beim nächsten Arbeitsgang machen, also beim Abstich bzw. bei der ersten Filtration des Weines, wenn der Wein sowieso bewegt wird. Das ganze dann über ein Zählwerk. Da mir nicht bekannt ist. welche Gebindegrößen und Gebindeformen zur Verfügung stehen kann ich hier leider nicht mehr Lösungsvorschläge anbieten.

  4. gut, geb mich geschlagen, Ollies Varianten sind wahrlich weitaus kreativer als meine. besonders interessant erscheint mir die italienische bzw. die französische lösung… (was allerdings natürlich für einen österreichischen muster-betrieb wieder eher nicht in frage kommt..,)

  5. Ollies Lösungen ist wenig hinzuzufügen (schon gar nicht von meiner Seite). Besonders gut gefällt mir, dass in die „italienische Lösung“ auch noch eine kleine Rechenschwäche eingebaut wurde. (Die übrig bleibenden 400 Liter werden in Tonkrüge abgefüllt und an Bildungsbürger-Touristen an den Büchern vorbei als „Renaissance-Wein“ verkauft, oder?)

    Gruß,
    Guido

  6. Meine laienhafte Berechnungen würden folgendermaßen aussehen:
    Zuerst das prozentuelle Verhältnis der verschiedenen Chargen mittels Schlussrechnung ausrechnen.
    Ergebnis:
    1. Charge (4000l) = 58,82%
    2. Charge (2000l) = 29,41%
    3. Charge ( 800l) = 11,76%

    Nach Adam Riese u. Eva Zwerg füllst du dann in den 4000 Liter fassenden Tank von der:
    1. Charge 2352,8 l
    von der 2. Charge 1176,4 l
    u. von der letzten Charge 470,4 l

    (aufgrund von Rundungsdifferenzen ergibt das eine Gesamtmenge von 3999,6 l)

    Bzgl. der nicht geeichten Behälter benutzt du wie schon erwähnt ein Zählwerk od. nimmst die ungenauere Methode vorrausgesetzt der Behälter ist zylindrisch (Radius zum Quadrat x Pi x höhe) um auszurechnen wieviele „cm“ von jeder Charge in den Tank gehören.

    Gruß,
    Rob

  7. Welche 400 Liter? Ich habe keine 400 Liter gesehen, du etwa, Bernhard? Hier gibt es keine 400 Liter, und es hat auch nie 400 Liter gegeben, Signore Carabiniere, das schwöre ich Ihnen auf den Kopf meiner Grossmuttergotthabsieselig!

    Cheers,
    Ollie

    PS: Guido, solche Fragen stellt man nicht, wenn man mit Onkel Luigi Geschäfte macht. Sonst wachst du eines Morgens auf, und neben deinem Kopfkissen liegt der Korken deiner Lieblingsflasche…

  8. Ollie ist ein sehr kreativer Mensch *ggg*

    Allerdings verfehlt er bei der praktischen Lösung die Vorgabe, möglichst wenig Bewegung zu schaffen. Außerdem könnte es sein, dass das 2.000-Liter Fass auch nur 2.000 Liter fasst 😉

    Mein Lösungsvorschlag:

    Jeweils die Hälfte der Menge in das leere 4.000-Liter Fass und dann die verbleibenden 1.000, bzw. 400 Liter in das nun halb leere 4.000-Liter Fass geben.

    Klaus

  9. Stimmt, wenn man die Haelfte der Fluessigkeit genau abmessen kann (volumetrisch oder Pegelmessung per Zollstock und der Annahme, dass alle Faesser waagerechte Boeden haben), ist es kein Problem, jeweils die Haelfte in einem 4000-Liter-Fass zu mischen. Aber ich dachte, genau das geht nicht, deswegen der Umweg ueber die zuerst hergestellte Pegelgleicheit.

    Cheers,
    Ollie

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