Pisa-Test: Die Auflösung

Da sage noch einmal einer, Anspruchsvolles bringt keine Quote. Kaum stellt man dem Publikum eine richtig schwere Aufgabe, läuft es zur Hochform auf, und bringt die in diesem Blog schon beinahe eingerostete Kommentar-Funktion zum glühen.

Zwar entspricht keine der Antworten meiner (und damit natürlich der richtigen 😉 ) Praxis, aber das tut wenig zur Sache. Auch die Aussagekraft der echten Pisa-Studie ist ja alles andere als unumstritten. Allein die Kreativität einiger Lösungsvorschläge zeigt, wie wenig angebracht eine schlichte Bewertung nach fachlichen Kriterien wäre.

Die Aufgabe lautete:

Sie haben drei unterschiedliche Chargen Muskat Ottonel 2007 á ca. 4000l, ca. 2000l und ca. 800l im Keller. Wie mischen Sie diese Mengen zu einer homogenen Cuvée, wenn Ihr größter Behälter im Keller nicht mehr als ca. 4000 Liter Inhalt hat und keiner der Behälter geeicht ist?

Beachten Sie, daß jeder Pump- und Rührvorgang eine Belastung für den Wein darstellt. Jede vermeidbare Weinbewegung führt daher zu einem Punkteabzug bei der Bewertung.

Und meine Lösung ist:

Ich ziehe die drei Chargen anteilig in zwei gleich große Tanks á 3400l um. Dieser Arbeitsschritt muß vor der Filtration ohnehin erfolgen, da die Weine noch auf dem Feinhefedepot reifen und eine Filtration vom Hefedepot weg etwas mühsam ist.

Da es kein Zählwerk gibt, messe ich mit dem Zollstock die Befüllungshöhe der beiden Tanks und versuche mit den einzelnen Chargen jeweils das gleiche Niveau zu erreichen. Anschließend wird jeder der beiden Tanks umgerührt und enthält zwei so-gut-wie-idente Weine.

Das Glück des Tüchtigen will es, daß die beiden 3400l-Tanks am Ende so gut wie voll sind und die Weine daher ohne nennenswerte Fremdsortenzugabe zum Auffüllen auch längere Zeit (da voll) darin gelagert werden können. Merke: Im Weinkeller sind 4000l plus 2000l plus 800l minus Trubdepot-Anteil gleich 2 mal 3400l!

Bei der Filtration im Rahmen der Vorbereitung auf die Abfüllung entnehme ich mittels Dreiwegehahn aus beiden Tanks gleichzeitig Wein und egalisiere damit die unter Umständen noch vorhandenen geringfügigen Unterschiede zwischen den beiden Verschnitten.

Eigentlich steckt da von allen Vorschlägen etwas drin:

Von Martin das ausgiebige Verkosten, bevor man sich entscheidet.

Von Ollie die kommunizierenden Röhren, die zumindest beim Aufteilen der ersten Charge anzuwenden waren. In den Originalbehältern war die Hälfte tatsächlich nicht zuverlässig zu bestimmen, da die (Verlust)Menge des Hefesatzes nicht im vorhinein bestimmt werden kann. Das mit der Restmengenverwertung für Kundengeschenke überlege ich mir noch…

Von Harald natürlich die Tatsache, die Cuvée nicht einfach zwischendurch, sondern erst bei einem ohnehin anstehenden Arbeitsgang zu machen, um dem Wein eine zusätzliche Bewegung zu ersparen.

Von Guido die Sorgsamkeit bei den notwendigen Berechnungen, damit mir nicht wie Ollie 400 Liter abhanden kommen.

Von Rob die Inhaltsberechnung mit r² x pi x h.

Und von Klaus die Tatsache, daß die ursprünglichen Gebinde natürlich (Kellermeister-Vorschul-Lehrstoff!) bis oben hin voll sind.

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