Jungweinbusiness

 

Foto: ÖWM/Griesch

Während auf dem internationalen Markt die Präsentation des Beaujolais nouveau am dritten Donnerstag im November das Jungweinbusiness einläutet, läuft das Geschäft mit den Frühabfüllungen bei uns in Österreich schon seit einigen Wochen.

Wie die Zeitschrift „Der Winzer“ berichtet, wurden heuer allerdings deutlich weniger Flaschen vom Junker, Primus, Jungen, Primeur, etc. gefüllt. Es scheint, als käme diese Art von Wein ein wenig aus der Mode.

Mir persönlich haben die Frühabfüllungen noch nie etwas gegeben. Keine andere Weintyp wird derart nach Schema F unter großem Zeitdruck mit enormem Technikaufwand in ein standardisiertes Geschmacksbild gepreßt.

Umso mehr wundert es mich, wenn immer wieder davon zu hören und zu lesen ist, dass diese Weine einen ersten Eindruck von der Qualität des Jahrgangs vermitteln sollen…

6 Gedanken zu „Jungweinbusiness“

  1. Kleine Ergänzung: Das Österreich-Weinmarketing (ÖWM) hat in den letzten Jahren immer die Präsentation der „Jungen Österreicher“ im MAK organisiert – aber heuer zum letzten Mal. Die Jungweine stehen also auch nicht mehr im Fokus der ÖWM.

  2. da wären noch drei Kleinigkeiten:

    1. Es gibt auch gute Jungweine.
    2. Das größte Problem ist eine viel zu frühe Lese, ob ich den Wein jetzt einen Monat früher oder später filtriere ist für die Weinqualität ziemlich egal.
    3. Man kann schon ganz gut Jahrgangstendenzen erkennen. Voriges Jahr waren die Jungen eher mager, dafür gab es tolle schwere Weine. Heuer war ich mit den meisten Weinen zufrieden.

    lg
    BC

  3. Noch hinzuzufügen: den Einsatz von Aromahefen mag ich nicht. Trinke gerade einen guten Jungen vom Wagram, ohne Eiszuckerl.

  4. Hallo Christoph,

    dass es auch gute Jungweine gibt, habe ich nicht ausgeschlossen. Die allermeisten die ich kenne würde ich aber nicht in diese Kategorie reihen.

    Was die (zu) frühe Lese und die Filtration betrifft, so würde ich es allerdings eher umgekehrt sehen: Ein Verkaufsstart im Oktober läßt sich in den allermeisten Jahren zumindest bei uns im Burgenland (und die späterreifen Gebiete starten mit den Weinen ja auch erst im November) bei entsprechener Sortenwahl (Bouvier, Müller Thurgau, Muskat Ottonel, aber auch Grüner Veltliner) mit durchaus ausreichend reifen Trauben schaffen.

    Ob der Wein allerdings mit einigem Druck und/oder technischem oder Materialaufwand eine Woche nach der Gärung durch den Filter gejagt wird, oder zwei oder mehr Monate später fast von selbst durchläuft, macht gerade was seine längerfristige Entwicklung betrifft meiner Meinung nach sehrwohl einen ziemlichen Unterschied.

    Herzliche Grüße ins Weinviertel

    Bernhard

  5. Das würde für die Entwicklung eines Süßweines der mit Crossflowfiltration abgestoppt wurde auch nichts gutes für die weitere Entwicklung bedeuten oder ist das da was anderes?

  6. Guter Einwand. ABER: Erstens steckt bei Prädikatsweinen deutlich mehr Wein dahinter, um das auszuhalten. Zweitens kommt es bei den Süßen nicht ganz so sehr auf Frische, Feinheit und Eleganz an, wie bei den trockenen Normalweinen. Ganz besonders bei den schlanken Primeurweinen, denn was haben die sonst, als Frische und Feinheit und die leiden nunmal bei jeder Kellerbewegung am meisten.

    Drittens haben Spätlese und Co. nach einer frühen Filtration zur Gärungsunterbrechung wesentlich länger Zeit, sich zu erholen. Sie müssen nicht gleich danach in die Flasche und auf den Markt, sondern dürfen gar nicht vor dem März bzw. Mai verkauft werden.

    Und viertens würde ich die Crossflowfiltration auch bei diesen Weinen gerne vermeiden, wenn es (mir) möglich wäre. Allein die damit verbundenen Schwierigkeiten mit der Stabilität (SO2,…) und der bei späterer, zwar schonenderer aber zumindest zweimaliger Filtration deutlich höhere Schwund machen die frühe Filtration zumindest für mich zum in diesem speziellen Fall geringeren Übel.

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