Schau mir in die Augen, Kleines!

Je länger die neuen Rebtriebe werden, um so deutlicher wird ein ganz besonderes Phänomen des Jahrgangs 2014.  Außergewöhnlich viele Knospen (Augen) sind von den Raupen des Rhombenspanners und/oder Erd- bzw. Eulenraupen ausgehöhlt und treiben nicht aus.

Einzelne „nackte“ Fruchtruten zwischendurch sind wir Weinbauern gewohnt, aber dass großflächig die Weingärten jetzt noch so kahl aussehen, wie vor einem Monat ist auch für meinen Vater neu.

Gähnende Leere bei zahlreichen Blaufränkisch-Stöcken am Mörbischer Goldberg, wo es eigentlich durgehend so aussehen sollte:

Wie es scheint, sind nur zwei oder drei meiner Weingärten stärker betroffen, und auch die sind zum Glück in etwas besserem Zustand, als jene einiger Kollegen. In manchen Parzellen haben die Raupen dem Besitzer wohl mehr als die Hälfte der heurigen Erntearbeit erspart, weil nach dem Fraßschaden zwar wieder Nebenknospen austreiben, diese jedoch meist nur Triebe ohne Trauben bringen.

Vermutlich hat der milde Winter das Massenauftreten der Raupen begünstigt, und  wie es scheint, haben auch der Zeitpunkt und die Art und Weise der Bodenbearbeitung (insbesondere unter den Rebstöcken) einen deutlichen Einfluß auf die Schadensintensität.

Für Gegenmaßnahmen ist es übrigens wahrscheinlich schon zu spät, und davon abgesehen sind diese auch äußerst mühsam (nächtliches Einsammeln der Raupen mit der Taschenlampe) oder nur bedingt zielgenau (Austriebsspritzungen mit Insektiziden).

3 Gedanken zu „Schau mir in die Augen, Kleines!“

  1. Hallo Herr Fiedler,
    welche Art und Weise der Bodenbearbeitung unter den Rebstöcken empfehlen Sie? Habe heute in meinem Blaufränkisch-Weinberg (Lemberger bei uns in Württemberg) auch zahlreiche kahle Bögen gefunden. Vielen Dank im voraus! Gruß nach Österreich

  2. Gute, aber nicht wirklich zu beantwortende Frage.

    Wenn man der Literatur Glauben schenkt, kann eine Bodenbearbeitung unter den Stöcken den Erdraupenbestand reduzieren. Andererseits kann eine Bearbeitung zum falschen Zeitpunkt möglicherweise auch den Erdraupen die Nahrungsquelle „Unkraut“ nehmen und sie auf die Rebstöcke treiben, d.h. den Schaden vergrößern.

    Unsere Beobachtungen bieten für beides gewisse Indizien, der Zeitpunkt einer Bearbeitung scheint also nicht unwesentlich zu sein. Die größten Schäden finden sich bei uns dort, wo gar nicht bodenbearbeitet wurde (sowohl mit als auch ohne Herbizideinsatz), und dort, wo im sehr zeitigen Frühjahr intensiv bearbeitet wurde.

    Beim herbstlichen Anpflügen der Stöcke und begrünten, nicht bearbeiteten Fahrgassen scheinen die Schäden tendenziell geringer zu sein, wobei man allerdings die vielen anderen Variablen (Sorten, Lagen, Gesundheitszustand des Bodens,…) nicht vernachlässigen sollte.

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