Die unendliche Geschichte (3)

Um die weinbezeichnungsrechtliche Quadratur des Kreises – die Etablierung von herzkunftsbezeichneten DAC-Weinen – in der Praxis umsetzen zu können, waren einige Umbauarbeiten im österreichischen Weingesetz erforderlich.

Neue Weinbaugebiete…

Im romanischen Weinbezeichnungsrecht tragen Herkunftsweine den Namen ihres Weinbaugebietes als Hauptmerkmal auf dem Etikett. Dieses System funktioniert natürlich nur, wenn solche Weine relativ genau definiert sind, und für alle Weine, die nicht den Richtlinien entsprechen ein anderer, in der Regel größer gefaßter Herkunftsbegriff verwendet wird.

Für Österreich wurden Ende der 1990er von den Proponenten des DAC-Konzeptes jene 16 Weinbaugebiete als DAC-Herkünfte ins Auge gefaßt, die bereits damals bestanden. Ohne eine Änderung des Weingesetzes wären aber mit der Etablierung von DAC-Weinen alle anderen im jeweiligen Gebiet produzierten Qualitätsweine ohne Herkunftsbezeichnung dagestanden.

Um das zu vermeiden, wurden die übergreifenden Weinbaugebiete Burgenland, Niederösterreich und (etwas später) Steiermark geschaffen (was wiederum eine Änderung der bis dahin auf diesen Begriffen basierenden Bezeichnung der Landweine erforderlich machte).

Solange es in einem der 16 „kleinen“ Weinbaugebiete Österreichs keine(n) DAC-Wein(e) gibt, hat der Weinbauer seither die Wahl, ob er z.B. „Burgenland“ oder „Neusiedlersee-Hügelland“ auf seine Etiketten schreibt.

Werden aber DAC-Weine definiert, so dürfen ausschließlich diese die „kleine“ Gebietsbezeichnung (also z.B. „Weinviertel DAC“) tragen und alle anderen Weine müssen unter der „großen“ Herkunft vermarktet werden (also „Niederösterreich“).

Anders als in Niederösterreich sind im Burgenland in Folge auch ohne DAC-Weine viele Weinbauern dazu übergegangen, den Begriff „Burgenland“ auf den Etiketten zu verwenden, und nicht „Neusiedlersee“, „Neusiedlersee-Hügelland“, etc.

Das hat damit zu tun, dass der Begriff „Burgenland“ mindestens ebenso bekannt und positiv besetzt ist, wie die Namen der kleinen Weinbaugebiete. In Niederösterreich ist es hingegen schwer vorstellbar, dass ein Weinbauer lieber „Niederösterreich“ statt „Wachau“ auf sein Etikett schreibt…

…und neue Gremien

Im Vorbildland Frankreich unterliegt die Administration der Herkunftsweine weitgehend der Selbstverwaltung der Weinbranche. Sogenannte „interprofessionelle Komitees“ , bestehend aus Vertretern der beiden Berufsgruppen (Professionen) Weinproduktion und Weinhandel, definieren den Weinstil des jeweiligen Gebietes, betreiben Werbung, Forschung etc.

Im Zuge der Umsetzung des DAC-Konzeptes in die Praxis wurden solche Institutionen auch in Österreich geschaffen. Hier habe ich schon einmal ausführlich über diese IK´s berichtet, und auch darüber, dass sich die vier Weinbaugebiete des Burgenlandes gegen alle heimischen Usancen dazu entschlossen haben, nicht vier, sondern nur ein gemeinsames burgenländisches Komitee zu bilden.

Dort wo es (noch) keine DAC-Weine gibt, sind die IK´s bislang meist relativ bedeutungslos geblieben. Durch die Bündelung der Kräfte ist es im Burgenland zwar gelungen, dem IK einen kleinen operativen Arm zu verschaffen, wirklich Sinn haben diese Gremien aber nur, wenn sie die mit den DAC-Weinen verbundenen finanzielle Möglichkeiten ausschöpfen können.

2 Gedanken zu „Die unendliche Geschichte (3)“

  1. Bernhard,

    zuerst einmal danke dafuer, dass du dir solche Muehe gibst, das Thema so sauber aufzubereiten, trotzt aller Dauerkrisen im Weinberg… ich hoffe mal, dass da alles nicht gar so schlimm laeuft, wie man es wegen des Wetters befuerchten koennte…?

    David Schildknecht hatte sich ja bereits in, ich glaube, der Vinaria zu der DAC-Sache geaeussert; damals fand ich seine Argumentation extrem loechrig und tendenzioes, weil sie mir zu sehr auf die (angebliche) Problematik der franzoesischen AOCs abzielte und Schildknecht da IMO deutliche Wahrnehmungsmaengel hatte.

    In der The Wolrd of Fine Wine fand neulich eine geschriebene Debatte zwischen Schildknecht und Steinberger statt. Dort, finde ich, hat Schildknecht seine Position sehr viel besser herausgearbeitet als im Vinaria-Beitrag. (Und seit ich ihn persoenlich kenne, bin ich auch deutlich besser in der Lage einzuordnen, was er sagt und warum er es sagt.) Der Artikel ist jetzt online [PDF, 244kB]:

    http://tinyurl.com/kw3m8c

    Auch wenn der englische Text lang und aufgrund des layouts und Schriftbilds etwas unhandlich zu lesen ist, so kann er doch einige Punkte aufweisen, die man vielleicht noch nicht kannte oder so gesehen hatte, selbst wenn man sie sie nicht teilt. Dies gilt auch fuer die Argumentation von Steinberg, der knallhart die Position des etwas, ahm, unbedarften US-amerikanischen Konsumenten einnimmt. (Wobei ich davor warne, Konsumenten anderer Laender fuer viel schlauer zu halten…)

    Die DAC-Verantwortlichen werden am franzoesischen Beispiel vielleicht auch lernen wollen, wie man Sackgasse im voraus erkennt und vermeidet, in denen die INAO jetzt steckt (oder gefuehlt zu stecken scheint). Der Artikel mag da vielleicht Denkanstoesse liefern – wenn schon nicht fuer die Verantwortlichen, dann vielleicht doch wenigsten fuer die Betroffenen…

    Cheers,
    Ollie

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