Leithaberg DAC (4)

Nicht nur in der Art der Weine und deren Qualitätslevel geht Leithaberg DAC andere Wege, als bestehende Herkunftsweinregionen:

Ein Weinstil gegen den Trend

Während die bereits etablierten DAC-Weine gängige Weinstile der jeweiligen Gebiete aufgegriffen haben, ist Leithaberg DAC auch der Versuch einer Identitätsfindung eines von Vielfalt geprägten Weinbaugebietes.

Abgesehen von ein paar Vorläufern (zu denen ich im nächsten Teil kommen werde) existiert der als DAC definierte Weinstil derzeit nämlich eher in den Köpfen mancher Winzer, Weinfreaks und Journalisten als tatsächlich auf dem Markt.

Das bedeutet nicht, dass der angestrebte Stil nicht typisch für das Neusiedlersee-Westufer wäre, ganz im Gegenteil. Aber es sagt aus, dass man sich bisher mehr auf die Vielfalt konzentriert hat, als auf die Überlegung, was denn die Stärken des Gebietes sind.

Diese ohnehin nicht ganz einfache Ausgangslage wird noch schwieriger durch die Tatsache, dass der als gebietstypisch angesehene Weinstil der (ver)öffentlich(t)en österreichischen Weinmeinung eher wider- als entspricht.

Die Leithaberg-DAC-Rotweine sollen moderat im Alkohol und dürfen durchaus schlank gebaut sein (wenn es trotzdem genügend zwischen den Zeilen des Weines zu lesen gibt). Sie sollen auch über ihren nicht zu niedrigen Säuregehalt (!) eine gute Struktur zeigen. Ein deutlich merkbarer Holzeinsatz ist unerwünscht, obwohl es sich um Weine der gehobenen Kategorie ab 12 Euro handelt.

Auch bei den Weißen ist der Einsatz von (neueren) Barriques verpönt, selbst wenn es Weißweine aus dem Burgenland ohne Holzeinsatz bisher kaum zu höheren journalistischen Weihen geschafft haben. Und dass sie erst ab 1. September des auf die Ernte folgenden Jahres verkauft werden, ist im Jungweintrinkerland Österreich geradezu eine Provokation.

Im Zwiespalt zwischen unverwechselbarer Identität und den Erfordernissen des Marktes orientiert sich Leithaberg DAC damit von allen bisherigen DAC-Gebieten am kompromißlosesten an der Herkunft.

Man wird sehen, ob es auf diese Weise gelingt, einen neuen Trend zu setzen, oder falls nicht, ob die vorhandene Marktnische für derartige Weine groß genug für ein ganzes Weinbaugebiet ist.

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