Leithaberg DAC (5)

Die letzte Besonderheit des neuen Leithaberg DAC im Vergleich zu den anderen derzeitigen DAC-Gebieten, die ich nach dem Weinstil gegen den Trend anführen möchte, ist dessen Vorgeschichte.

DAC mit Vorläufer

Während in allen Weinbaugebieten, die das DAC-Konzept bisher umgesetzt haben die Strukturen und/oder Weinstile dafür neu geschaffen wurden, haben die DAC-Weine im Gebiet am Westufer des Neusiedlersees echte Vorläufer.

Seit gut fünf Jahren arbeitet nämlich eine Gruppe von 14 Weinbauern an einem bestimmten gemeinsamen Weinstil und vermarktet diesen als privater Verein unter dem Markennamen „Leithaberg“.

Als es um die Beschlußfassung eines DAC-Weines für das Neusiedlersee-Westufer ging, wurde das Konzept (und wird möglicherweise auch die Organisation) dieses Vereines nahezu eins zu eins übernommen.

Diese bislang einmalige Vorgangsweise  ist nicht zuletzt dadurch zu erklären, dass einige Mitglieder der bisherigen Leithaberg-Gruppe auch an den entscheidenden Stellen der burgenländischen Weinbaugremien sitzen.

Außerdem gab es für den Verein dringenden Handlungsbedarf, da die Bezeichnung „Leithaberg“ eine derzeit nicht im Weingesetz verankerte Herkunftsangabe darstellt, und seine Verwendung deshalb eigentlich unzulässig ist.

Dass Leithaberg DAC mehr oder weniger nahtlos aus der Privatinitiative einer kleinen Gruppe hervorgegangen ist, hat Vor- und Nachteile. Positiv ist sicherlich eine gewisse Bekanntheit des Begriffes in der Weinkennerszene durch die Medienarbeit des Leithaberg-Vereines in den letzten Jahren. Außerdem konnte man auf eine gute Vorarbeit in Sachen Stilfindung zurückgreifen.

Dafür verzichtete man aber auf einen basisdemokratischen Stil- und Namensfindungsprozess. So nahm man in Kauf, dass die Interessen jener Gemeinden im Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland, die abseits des Leithagebirges liegen kaum berücksichtigt wurden. Und dass Weinstil und Preisniveau von Leithaberg DAC nur für vergleichsweise wenige Betriebe in der Region von Interesse sind.

Ein weiteres Problem ist die Übergangsphase vom privatrechtlichen zum offiziellen DAC-Status des Begriffes „Leithaberg“. Im Moment führt die besondere Entstehungsgeschichte nämlich z.B. dazu, dass „Leithaberg“ zwar bereits als offizieller (und theoretisch allen Winzern offen stehender) DAC-Wein in den Medien präsent ist, auf dem Markt aber nur als privater Markenwein einer kleinen Winzergruppe erworben werden kann.

Und während für den ersten weißen DAC-Jahrgang 2009 dank der rechtzeitigen Information vor der Ernte alle interessierten Weinbauern die gleichen fairen Ausgangsbedingungen haben, sieht es bei den Roten etwas anders aus.

Um die roten und weißen DAC-Weine gleichzeitig präsentieren zu können, hat man bei den Rotweinen nämlich den 2008er als Premierenjahrgang festgelegt. Die Beschlußfassung der Richtlinien erfolgte aber erst im Frühsommer 2009, sodass im ersten Jahr wohl nur wenige Betriebe außer den bisherigen Mitgliedern des Vereines „Leithaberg“ die Stilvorgaben der DAC-Richtlinien werden erfüllen können.

4 Gedanken zu „Leithaberg DAC (5)“

  1. Servus Bernhard,

    ich glaube, Du siehst das bezüglich der 2008er-Leithaberge in Rot ein wenig zu pessimistisch. Wir haben sowohl 2007er- und 2006er-Leithaberge (von den Mitgliedwinzern) als auch von anderen gekostet. Letztere waren fünf: drei davon würden hineinpassen (alle 2007: Gernot Heinrich BF Alter Berg 13%, Leberl BF Glorienstein 13%, Kaiser BF vom Leithagebirge 13,5%), zwei wegen zu hohem Alkohol nicht (2007: Mad BF Marienthal 14,5%, Hans Moser BF vom Leithagebirge 14%).

    Die 6 Weine von den Leithaberg-Vereins-Winzern passen alle, dafür waren die andern im Durchschnitt besser.

    Aber dennoch: Es betrifft ja nur einen einzigen Jahrgang, und da glaube ich nicht, dass da die Vereinswinzer einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil haben.

  2. Hallo Michael!

    Ich bin ja grundsätzlich dafür, dass die DAC-Latte relativ hoch liegt, und auch am Weinstil habe ich wenig auszusetzen.

    Um einen Herkunftswein erfolgreich und glaubwürdig zu etablieren, muß dieser aber nicht nur gut, sondern auch halbwegs breit in der Region verankert sein. Sprich: Man muß möglichst viele Betriebe zur Teilnahme motivieren, ohne bei den hochgesteckten Qualitätszielen Abstriche zu machen.

    Die Heinrichs und Leberls genügen nämlich nicht, um deutlich zu machen, dass es um ein ganzes (und immerhin Österreichs drittgrößtes) Weinbaugebiet geht. Es braucht auch die soliden Weinbauern in der zweiten Reihe.

    Und die haben oft keinen bestehenden Weintyp, der in das DAC-Schema paßt, aber ihren besten 2008er Blaufränkisch mangels rechtzeitiger Infos vielleicht längst in die Cuvée verschnitten, ihn in mehr neuem Holz ausgebaut, als für Leithaberg DAC toleriert, ihn vielleicht schon gefüllt oder gar keine Mengenreserven für einen DAC Wein, weil sie nur einen kleinen Teil ihrer Flächen für Spitzenqualität ausgedünnt haben,…

    Vom Integrieren eines neuen Weines in die jeweiligen Weinkarten gar nicht zu reden: Vielleicht sollte der neue DAC-Wein einen bestehenden ersetzen oder es muß das Preisgefüge angepaßt werden. So etwas braucht gewisse Vorlaufzeiten.

    Natürlich geht es dabei vordergründig nur um einen Jahrgang. Und es ist selbstverständlich auch sinnvoll, mit Weiß- und Rotwein gleichzeitig auf den Markt zu kommen. Aber wäre auch wichtig, mit einer in Relation zum Weinbaugebiet nennenswerten Anzahl an Betrieben in den Markt zu starten.

    Letztlich zeugt diese Vorgangsweise für mich von einem mangelnden Bemühen der Protagonisten um einen gemeinsamen geschlossenen Auftritt unseres Weinbaugebietes.

    Das mag man als persönliche Befindlichkeit abtun, die in ein paar Jahren Geschichte sein könnte. Aber ich kann´s (und will´s) trotzdem nicht ändern.

    Grüße

    Bernhard

  3. Pingback: Hans Moser

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