Weingarten-Restaurierung, Version 2

Wie ich vor ein paar Tagen in der ersten Version diese Beitrages hier beschrieben habe, sind wir gerade dabei, einen alten, zugekauften Weingarten zu „restaurieren“.

Anders als in der fiktiven (und nicht ganz ironiefreien) Presseaussendung im zweiten Teil dieses Beitrages dargestellt, hat die Mühe, die wir uns dabei machen relativ profane Gründe:

Das Grundstück

Der ursprüngliche Besitzer des Weingartens hat mit dem hier von mir beschriebenen Ende der Mörbischer Winzergenossenschaft seine einzige Traubenverkaufsperspektive verloren und war, wie viele andere Mörbischer Kleinst- und Nebenerwerbswinzer bereit seinen Weingarten zu verkaufen.

Für uns bot sich damit die Chance, eine unserer knapp 30 Parzellen von einem Viertelhektar auf ein halbes Hektar zu verdoppeln und damit unsere interne Betriebsstruktur wieder ein klein wenig zu verbessern. Da wir kein dramatisch expandierender Betrieb sind, geht es uns beim Kauf von Grundstücken nicht um eine Steigerung der Rebfläche, sondern vor allem um eine Optimierung der Bewirtschaftung.

Vor etwa 30 Jahren, als meine Eltern die Grundstücke von ihren Eltern übernahmen, verteilten sich unsere knapp 10 Hektar Rebfläche nämlich auf rund 60 Parzellen. Seither haben sie es vor allem über Grundstückstausch, aber auch über Zu- und gelegentlich Verkauf von Weingärten geschafft, bei gleichbleibender Fläche die Zahl der Parzellen auf knapp 30 zu halbieren. Das ist immer noch recht viel, bedeutet aber bereits eine spürbare Erleichterung der Bearbeitung.

Die Lage Goldberg, in der wir mit mehreren Parzellen vertreten sind, zählt zu unseren besten Rieden. (Wie in der fiktiven Presseaussendung beschrieben ist der Goldberg tatsächlich ein Osthang am Waldrand mit sandig-lehmigem Boden auf Schiefer-Untergrund.) Eine Erweiterung der Fläche in dieser Lage erscheint uns deshalb sehr sinnvoll, zumal der Grundstückspreis in Mörbisch im Vergleich zu anderen Gemeinden aus verschiedenen Gründen vergleichsweise niedrig ist. Das erworbene Grundstück ergänzt in der Form unsere Parzelle optimal und erleichtert so eine künftige gemeinsame Neuauspflanzung.

Der Weingarten

Im Normalfall sind die Weingärten, die wir beim Grundstückstausch oder -kauf erwerben reif für die Rodung. Fast immer sind sie schlecht gepflegt, das Unterstützungsgerüst ist desolat, Erziehungssystem und Pflanzweite entsprechen nicht den heutigen Anforderungen und die Sorte paßt nicht in unser Sortiment oder steht auf dem falschen Platz.

Auch im konkreten Fall war der Weingarten in keinem besonders guten Zustand und die Reihenbreite läßt eine Bearbeitung mit unserem ohnehin recht schmalen Traktor nur relativ knapp zu. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, den Weingarten weiter zu bewirtschaften und dafür sinnvollerweise zu „restaurieren“. Aus folgenden, recht praktischen Gründen:

Eine Neuauspflanzung macht aus Sicht einer optimierten Pflanzdichte nur gemeinsam mit unserem bestehenden Weingarten Sinn. Der ist aber erst 15 Jahre alt und soll noch wenigstens 20 Jahre lang gute Cabernet Sauvignons liefern. Ein Hinauszögern der Rodung der neuen Parzelle eröffnet also die Chance, auf einen einheitlichen Weingarten in der nächsten Generation.

Die Sorte Grüner Veltliner hat in unserem Betrieb durchaus Zukunft, auch wenn die burgenländischen Veltliner innerhalb Österreichs immer noch mit manchen Vorurteilen zu kämpfen haben. Wir haben uns heuer dafür entschieden, im Bereich der leichteren (Einstiegs-)Weißweine nur noch einen Veltliner anzubieten und keinen Welschriesling mehr abzufüllen.

Da wir im Moment nur zwei Veltliner-Weingärten bewirtschaften (von denen einer in einer frostgefährdeten Lage steht und über 30 Jahre alt ist), ist eine Erweiterung unserer Veltliner-Fläche kein Nachteil.

Der auf den ersten Blick verwahrlost aussehende Weingarten war bei näherer Betrachtung durchaus ausbaufähig. Die Reben sind zwar äußerst schwach gewachsen, wirken davon abgesehen aber durchaus vital und im ganzen Weingarten fehlt kaum ein Stock. Da wir den Weingarten seit Jahren kennen, ist uns sein Hauptproblem (Trockenstreß und zum Teil erst dadurch hervorgerufener Nährstoffmangel) bekannt.

Dagegen läßt sich aber relativ einfach vorgehen: Mit einer vernünftigen, an den Boden, den Entwicklungszustand der Rebe und den Niederschlag angepaßte Bodenbarbeitung sowie einer bedarfsorientierten, geringfügigen Düngung nach einer Untersuchung der Bodennährstoffe.

Unter diesen Gesichtspunkten macht eine „Restaurierung“ auch Sinn, wenn man keinen biodynamischen, spontanvergorenen Terroir-Veltliner keltern möchte. Mal sehen, ob wir die Reben richtig eingeschätzt haben. Ich werde über die weitere Entwicklung berichten…

4 Gedanken zu „Weingarten-Restaurierung, Version 2“

  1. „bei gleichbleibender Fläche die Zahl der Parzellen auf knapp 30 zu halbieren. Das ist immer noch recht viel, bedeutet aber bereits eine spürbare Erleichterung der Bearbeitung.“

    ..und wohl auch eine gewisse Risikostreuung, nicht wahr?

    Viele Grüße

    Lars
    Villa Riesling

  2. Natürlich, Lars!

    Aber zwecks Risikostreuung (vor allem bei Hagel) würden mir persönlich schon 10 bis 15 Parzellen bei 10 Hektar Gesamtfläche reichen.

    Von unseren derzeitigen Parzellen liegen nämlich manche so nahe beinander, daß wir zwar den Nachteil von nicht zusammenhängenden Flächen haben (z.B. eine Leerfahrt mehr bei manchen Traktorarbeiten, eingeschränkte Möglichkeiten bei der Planung der Reihenbreite, etc.), nicht aber die Vorteile der Risikostreuung bei Hagel.

    Viele Grüße vom Neusiedlersee an den Rhein

    Bernhard

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