DAC: Zwischen Euphorie und Skepsis

Wie ich hier schon prognostiziert habe, haben die Pläne für ein gemeinsames Zweigelt-DAC des Nordburgenlandes bei der Mehrzahl der Winzer in unserem Gebiet keine Zustimmung gefunden.

Aber die DAC-Euphoriker, die sich mitunter wahre Wunderdinge von den drei magischen Buchstaben versprechen, lassen sich dadurch offenbar nicht bremsen. Schon tauchen an allen möglichen und unmöglichen Ecken und Enden neue DAC-Gerüchte auf. Welch skurrile Argumente dabei ins Treffen geführt werden, fällt den Protagonisten offensichtlich gar nicht (mehr) auf.

Den einen geht es vor allem darum, einer befürchteten Bevorzugung der DAC-Gebiete bei der Verteilung der Weinwerbegelder vorzubeugen. Andere meinen, mit dem DAC-Mascherl den Verkauf großer Mengen an Einstiegsqualitäten forcieren zu können. Wieder andere befürchten, daß ohne Zweigelt-DAC im Burgenland diese Rotweinsorte (sic!) vermehrt mit Niederösterreich assoziiert werden könnte. Und ganz schlichte Gemüter plädieren für ein DAC, weil ja bald alle eines haben werden und man nicht der Letzte sein sollte.

Von Identität, Gebietstypizität, gehobener Qualität oder gar Terroir ist da schon lange keine Rede mehr…

Angesichts dieses Diskussionsniveaus ist es richtig wohltuend, den aktuellen Kommentar von David Schildknecht im Weinmagazin Vinaria zu lesen. Schildknecht, Robert Parker´s Mann für Österreich (und Deutschland), schreibt unter dem Titel „Wider den Appellationismus“ unter anderem:

„DAC Weinviertel“ sollte im Grunde genommen gleichbedeutend sein mit „Grüner Veltliner aus dem Weinviertel.“ Doch mit „Grüner Veltliner“ haben wir bereits die mit Abstand stärkste Weinmarke Österreichs bereits auf dem Etikett.

Was, zum Kuckuck, will man denn mehr? Sollte aber „DAC Weinviertel“ als Marke doch irgendwie sinnvoll sein, so müsste dies zumindest implizieren, dass die besten Vertreter der Sorte die DAC tragen. Verblüffenderweise ist das aber keineswegs der Fall, die meisten Winzer wählen irgendeinen bestimmten Grünen Veltliner aus, den sie als DAC etikettieren. Die Chance, dass gerade dieser Wein im Exportportfolio des Weinguts landet, ist eher gering. Umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Ausland eine kritische Masse an „DAC Weinviertel“ zusammenkommt, um als Marke erfolgreich zu sein.

Falls „Österreich“ seinen Markt- und Markenwert behält (wofür doch einiges spricht), so kann man ganz ohne weiteren Zusatz mehr erreichen als mit allen neuen DACs, DCs oder Appellation Contrôlées zusammengenommen.

Anmerkung:
Dieser Kommentar drückt meine private Meinung als burgenländischer Winzer aus. Sollten gewisse Persönlichkeiten aus der Weinbaupolitik wieder einmal von Informanten über meine kritischen Ansichten informiert werden, sei ihnen versichert, daß ich sehrwohl in der Lage bin, zwischen sachlicher, objektiver Information in Weinseminaren und privater Meinung in meinem eigenen Weblog und wo auch immer zu trennen.

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