Oh Schreck, der Wein ist weg!

Foto: steve.haider.com

Seit ein paar Jahren beliefern wir die Tiroler Lebensmittelhandelskette M-Preis regelmäßig mit unserem Muskat Ottonel. Dabei sind, wie in diesem Bereich aus logistischen Gründen wohl gar nicht anders machbar, Anlieferungszeit und -ort jeder Bestellung genau vorgeschrieben.

Um diese Vorgaben einhalten zu können, gibt es bei uns einen klaren Ablaufplan, der in der vergangenen Woche wieder einmal Punkt für Punkt abgearbeitet wurde, nachdem M-Preis per Fax eine Palette Wein geordert hatte.

Nach dem Verpacken und der Erstellung der Begleitpapiere am Donnerstag erteilte ich unserem Hauptspediteur, der Österreichischen Bundesbahn Rail Cargo Austria am Freitag per E-Mail einen Abholauftrag für Montag.

Der Wein sollte zwar erst am Mittwoch Vormittag zugestellt werden, aber in diesem heiklen Fall plane ich in Absprache mit dem Transportunternehmen immer einen Reservetag ein.

Am Montagmorgen vergewisserte ich mich dann wie gewohnt telefonisch beim LKW-Fahrer, ob er den Abholauftrag auch tatsächlich erhalten hatte. Diesmal habe ich ihn auch noch darüber informiert, dass wir eine zweite Palette an einen anderen Kunden zu transportieren hätten.

Als mir der Fahrer versicherte, beide Sendungen am frühen Nachmittag abzuholen, stellte ich sie wie gewohnt (für den Fall, dass bei der Abholung keiner zu Hause ist) mit unserem Stapler leicht zugänglich im Hof ab und fuhr beruhigt nach Eisenstadt.

Bei meiner Rückkehr um 11 Uhr waren die beiden Ladungen bereits weg, und zwei schöne Tauschpaletten standen im Hof. Offenbar war der Fahrer früher dran, als gedacht.

Knapp zwei Stunden später läutete das Telefon. „Guten Tag, ich bin der Fahrer von RailCargo und stehe vor ihrem Tor, um den Wein abzuholen. Wo ist er?“

Schnell war klar, dass unsere beiden Paletten nicht in den richtigen Händen gelandet waren. Kein Diebstahl, denn schließlich hatte jemand ordnungsgemäß zwei Tauschpaletten und auf dem Lieferschein sein Autokennzeichen und eine unleserliche Unterschrift hinterlassen. Aber nicht minder ärgerlich, zumal es ja galt, eine Lieferfrist einzuhalten.

In dieser Situation erwies sich der Fahrer von RailCargo mehr als entgegenkommend und hilfsbereit. Er lies sich von seiner Zentrale die Telefnonummern einiger Spetitionen durchgeben und begann, sich dort nach dem Autokennzeichen auf unseren Lieferscheinen zu erkundigen.

Ich selbst war nahe dran, mich auf den Weg zur Polizei zu machen, um über das Kennzeichen die Identität des ungebetenen Abholers auszuforschen. Zuvor warf ich aber noch einen Blick in unsere Mappe mit den alten Frachtpapieren und fand dort zwar nicht die gesuchte, aber einige ähnliche Autonummern. Alle mit einem Bezug zu einer Spedition, deren Dienste wir zwei- oder dreimal im Jahr in Anspruch nehmen.

Dieser Spur folgend, rief ich dort an, und wurde prompt fündig. Ja, man habe Wein bei uns abgeholt, weil man von uns einen Abholauftrag erhalten habe. Als ich das vehement bestritt, machte man sich auf die Suche und fand…

…die E-Mail eines anderen Weinbauern mit Namen Fiedler bei uns im Ort (der wohl vergeblich auf die Abholung seiner Palette wartete). Der anderslautende Betriebsname, die falsche Adresse und die eindeutig für RailCargo ausgestellten Papiere auf unseren Sendungen hatten den Abholer offensichtlich nicht davon abhalten können, irrtümlich unseren Wein mitzunehmen.

Eine halbe Stunde (immer noch in Beisein des RailCargo-Fahrers) und zahlreiche Telefonate später fand sich nach dem Wein dann auch noch eine unkomplizierte Lösung für den Weitertransport. Und dank meines Reservetages konnte trotz dieses ungewollten Umweges der Zustelltermin eingehalten werden.

Als dann am Dienstag der fehlgeleitete Transporteur bei uns auftauchte, und – wieder alle Angaben auf seinen Aufträgen ignorierend – bei uns jene Palette abholen wollte, die wegen seines Fehlers am Tag zuvor bei unserem Namensvetter stehen geblieben war, konnte ich darüber schon wieder lachen.

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