Und wieder kein Regen

Die für gestern und heute angekündigte Schlechtwetterfront hat sich, wie schon so oft, in Luft aufgelöst, bevor sie zu uns ins Burgenland gekommen ist. Dabei wird es in einzelnen Weingärten langsam kritisch. Eine geringere Erntemenge durch trockenheitsbedingt kleinere Beeren wäre ja noch zu verkraften, eine weiter anhaltende Trockenheit könnte aber auch zu Qualitätseinbußen führen.

Manche jungen Reben auf leichteren Böden zeigen bereits erste sichtbare Anzeichen von Trockenstreß. Den Blättern in der Traubenzone, die wegen des Wassermangels gelb werden und vertrocknen hilft kein Regen mehr, und die Trauben werden in Folge notreif mit wenig Fruchtaromen, geringem Säuregehalt und Bitterstoffen in der Schale.

Der Großteil unserer Rebstöcke ist aber nach wie vor in guter Verfassung und die Reife schreitet rasch voran. Mittlerweile sind die Zweigelt-Trauben völlig verfärbt, der Blaufränkisch etwa zu drei Viertel und der späte Cabernet auch schon zur Hälfte. Seit einigen Tagen werden bereits Frühsorten wie Bouvier für die Erzeugung von Sturm gelesen, und demnächst werde ich wohl die ersten Reifemessungen vornehmen.

Im Moment getraue ich mich weniger den je, den Jahrgang 2007 einzuschätzen. An sich handelt es sich (bisher) um ein sehr frühreifes und sehr trockenes Jahr, das an 2003 bzw. auch teilweise an 2000, 1994 und 1992 erinnert. In solchen Jahren ist mit hochreifen, teilweise sogar überreifen Trauben mit hohem Zucker und niedrigem Säuregehalt zu rechnen. Das kommt den Rotweinen meist mehr zugute, als den Weißen, zumal die Weine eher wuchtig als fruchtig-elegant ausfallen.

Ungewöhnlich am (bisherigen) Weinjahr 2007 sind die trotz der frühen Reife relativ kühlen Temperaturen, vor allem in den Nächten. Abgesehen von zwei sehr heißen Wochen (mit beinahe 40°C) Mitte Juli war der Sommer bisher relativ kühl. Die Nachttemperaturen liegen auch im Moment wieder deutlich unter 20°C, was im Einflußbereich des Neusiedlersees im August eher selten ist. Normalerweise gibt der See abends die gespeicherte Sommerwärme ab und läßt die Quecksilbersäule kaum unter 25°C fallen.

Kühle Nächte helfen den Reben nicht nur Wasser sparen, sondern begünstigen auch die Entwicklung der Aromastoffe in den Beeren und bewahren den für die Harmonie des Weines wichtigen Säuregehalt. Ich bin schon richtig neugierig, was diese ungewöhnliche Kombination von Trockenheit und vergleichsweise kühlem Wetter bringen wird. Und wann es endlich regnet.

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