Cuvée-Tüftelei

Heute haben wir im Familienrat die grobe Zusammenstellung unserer Roten Trilogie 2006 fixiert. Im Gegensatz zu manchen Kollegen lassen wir unsere Rotwein(cuvées) nämlich sehr lange reinsortig reifen und verschneiden sie erst ein paar Wochen vor der Abfüllung.

Zuerst habe ich mir ohne Verkostung ein paar Varianten überlegt, wie die Bilder der einzelnen Weine, ein Gesamtkunstwerk ergeben könnten, das unseren Zielvorstellungen nahekommt.

Anschließend habe ich mit Papier, Bleistift und Taschenrechner versucht, diese Varianten mit den vorhandenen Weinmengen in Einklang zu bringen und dabei fünf oder sechs „Szenarien“ entwickelt. Nach eingehender Betrachtung dieser Möglichkeiten habe ich drei davon ausgewählt und heute im 250-Milliliter-Maßstab gemischt.

Dank dieser intensiven Vorarbeit waren wir uns bei der heutigen Verkostung relativ schnell einig, welche Variante am vielversprechendsten erscheint. Trotzdem werden wir die Verkostung zur Sicherheit in ein paar Tagen wiederholen, wahrscheinlich mit unserem Berater Philippe Ricoux.

Erst danach folgt der Feinschliff, bei dem ich entscheide, welche Barriques der einzelnen Sorten in der Trilogie landen, welche besser für den reinsortigen Cabernet geeignet sind, und welche den Ahonfi, eine Sonderabfüllung für einen unserer Vertriebspartner, ergeben.

Schließlich gibt es von allen Sorten neue und ältere Barriques, solche mit stärkerem und mit weniger starkem Toasting, Fässer aus französischem Holz und ebensolchen Faßbindereien und Barriques aus heimischer Eiche von einem österreichischen Hersteller. Und die beeinflußen die einjährige Reife des Weines auf höchst unterschiedliche Weise.

4 Gedanken zu „Cuvée-Tüftelei“

  1. Hier läuft mir schon förmlich das Wasser im Mund zusammen – am Liebsten würde ich von jedem „Szenario im 250-ml-Maßstab“ ein Schlückchen nehmen und versuchen wollen, eure Entscheidungen nachzuvollziehen. Doch bin ich (als Laie) auch erstaunt, dass selbst die besten Weine schon nach wenigen Wochen im Fass abfüllbereit zu sein scheinen – wenn die Zeit wesentlich länger wäre, kippt denn die Qualität dann sogar wieder nach unten (weil „zuviel Holz“, etc.)? Und wenn die „Barriquenote“ gar nicht so sehr gewünscht wird (wie z.B. von mir), bringt dann Langzeitlagerung etwas? LG: Erwin

  2. Hallo Erwin!

    Vielleicht hast du es ja überlesen: Es geht um die Weine des Jahrgangs 2006. Von wenigen Wochen Reife kann daher keine Rede sein, diese Angabe bezog sich nur auf das Mischen und gemeinsame Vorbereiten der einzelnen, bereits ein Jahr gereiften Chargen.

    Die Intensität der Holzaromatik läßt sich nicht primär durch die Lagerdauer steuern, sondern durch die Auswahl der Fässer. So verwenden wir entgegen einer weit verbreiteten (und wahrscheinlich auch öfter praktizierten) Winzer-Werbe-Aussage niemals nur neue Barriques für einen Wein.

    Je nach Jahrgang und Wein liegen wir meist zwischen null und 60 Prozent Neuholzanteil. Der Rest der Fässer ist teilweise bis zu vier Jahre alt und bei Chardonnay Duett, Mörbisch Weiß, Blaufränkisch Reserve und manchmal sogar der Trilogie reift ein Teil des Weines im geschmacksneutralen traditionellen Faß.

    Der geschmackliche Einfluß des Holzes ist nach wenigen Wochen am stärksten spürbar. Danach nimmt er eher wieder ab oder integriert sich zumindest besser in das Gefüge des Weines.

    Während wir bis zum Jahrgang 2000 eine 16- bis 20-monatige Barriquereife praktiziert haben, liegen wir seither nur noch bei rund einem Jahr. Das erhält den Weinen mehr jugendlichen Fruchtcharme um das Holz besser zu balancieren und verhindert, daß die Tannine trocken und eher spröde erscheinen.

    Im Gegenzug haben wir (wenn wirtschaftlich möglich) eine längere Flaschenreifung vor dem Verkauf eingeführt. Durch den mengenmäßig und qualitativ unterdurchschnittlichen Jahrgang 2005 (sehr sehr wenig Cabernet, keine Trilogie, kein Mörbisch Rot) haben wir aber leider in dieser Beziehung einigen Vorsprung eingebüßt und die 2006er Trilogie kommt noch vor Weihnachten in Verkauf.

    Wenn ich Zeit habe (was momentan nicht wirklich in Aussicht ist), schreibe ich einen eigenen Beitrag zum Thema Holzeinsatz und Lagerdauer.

    Grüße

    Bernhard

  3. Lieber Bernhard – habe jetzt erst beim Querlesen des Blogs Deine obige Antwort entdeckt: Sorry, ich habe den Jahrgang tatsächlich „fehlgelesen“ (wahrscheinlich war ich in Gedanken noch ganz bei den unmittelbar zurückliegenden HEURIGEN Erlebnissen in Eurem Keller….). LG: Erwin

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