Kork vs. Schrauber, die wievielte?

Die Zeiten des Kork-Monopols als Flaschenverschluß sind ja gottseidank vorbei, und alle Informationen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verschlüsse bekannt und diskutiert.

Trotzdem ist es immer wieder interessant zu sehen, mit welchen Methoden die Kork-Industrie versucht, verloren gegangenes Terrain wieder gutzumachen. Der Werbebrief einer Kork-Firma, den wir heute erhalten haben ist diesbezüglich besonders aufschlußreich.

In dem Schreiben, mit dem man uns als Neukunden gewinnen möchte heißt es unter anderem:

Immer mehr Winzer erkennen: Anspruchsvolle Kunden wollen auf hochwertigen Kork nicht verzichten. Verbinden Sie also Sicherheit mit der ertragsstarken Positionierung Ihrer Weine in jedem Segment.

Wir helfen Ihnen nicht nur bei der Auswahl des richtigen Verschlusses, sondern erläutern gerna auch die Bedeutung des Korkens als „Marketinginstrument“.

(Hervorhebungen im Original)

Abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich die Sache mit der ertragsstarken Positionierung auch wirklich verstanden habe, zeigt der Brief natürlich nur die eine Seite der Medaille.

Die andere findet sich auch in der heutigen Post, nämlich in der brandneuen Ausgabe der Zeitschrift Vinaria.

Zuerst beschreibt darin der SteirereckSommelier Adi Schmid einen nicht erkannten schleichenden Korkgeschmack bei einem teuren, hochgelobten Wein:

Nun gibt es vier enttäuschte Weinfreunde, die über den Produzenten, das Lokal und die schreibende Zunft schimpfen. Und das alles nur wegen dieses blöden Korkfuzerls! Müssen wir ewig so weiterleben?

Ich kenne keine andere Branche, die sich 10 bis 15 Prozent Produktionsausfälle leisten kann.

Und weiter hinten im Magazin schildert ein Leser(brief) die Erfahrungen mit Winzern, die nach wie vor ausschließlich auf den Naturkork schwören und Alternativen nicht im entferntesten in Betracht ziehen:

Ich finde, das ist ein Skandal, denn das Problem ist seit Jahren bekannt und dessen Lösung auch.

Jede vierte Flasche
(von 18, Anm.) hatte einen mehr oder weniger ausgeprägten Korkschmecker bis hin zur absoluten Ungenießbarkeit (einige Korken zeigten auch den kleinen Delphin, der für eine inzwischen als sinnlos erkannte Nachbehandlung gefahrgeneigter Korken steht).

Meine Konsequenz: Ich kaufe bei Winzern mit Korkproblemen nicht mehr.

2 Gedanken zu „Kork vs. Schrauber, die wievielte?“

  1. Hallo Bernhard,

    es ist mir nach wie vor ein Rätsel mit welcher Ignoranz manche Winzer auf die nicht unerheblichen Korkprobleme reagieren. Ich freue mich über jeden Winzer, der mit Kronkork, Schrauber oder Glas verschließt. Leider mußte ich bein einem einheimischen Winzer hier feststellen, daß er den Naturkork durch den Plastikstopfen ersetzt hat, bzw. zweigleisig verschließt: nach wie vor mit Kork, alternativ eben mit Plastik. Eine Beeinträchtigung der Haltbarkeit über einige Jahre sah er da nicht…

    Bei den von mir häufiger getrunkenen Weinen, bei denen der Kork durch Kronkork oder Schrauber ersetzt wurde, gehören Flaschenvarianzen ein und des selben Weins der gleichen Abfüllung gottseidank der Vergangenheit an.

    Nicht nachvollziehen kann ich auch das Argument vieler Winzer, die eher einfachen Weine mit Alternativverschlüssen zu schließen, die (teueren) Prämiumweine hingegen nach wir vor mit Kork. Dort ist ein Korkschmecker oder -schleicher doch ungleich ärgerlicher. Aber vielleicht setzt sich ja auch diese Erkenntnis irgendwann noch durch.

    Viele Grüße
    Werner

  2. Als anfänglicher Skeptiker dem Schraubverschluss gegenüber merke ich nun bei mir eine Gewöhnung an die neuen Verhältnisse – besonders den schön gekühlten weißen Jungwein möchte ich nun gar nicht mehr vom Kork befreien müssen, denn das „metallische Erlebnis“ fühlt sich bereits stimmiger an. Beim gereiften Roten genieße ich noch das haptische Erlebnis des Entkorkens mit dem schönen „Plopp“, doch wer weiß, wo ich doch jetzt schon so flexibel werde…..
    LG: Erwin

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