Entwarnung

Pinot-Trauben

Schon vor dem Beginn der Haupternte wurde da und dort in der Branche die Jahrgangsdevise von einem sehr niedrigen Säuregehalt ausgegeben. Und wer ein wenig Ahnung von den Vorgängen in den Weintrauben während der Reife hat (oder diese hier nachliest) weiß, dass diese Befürchtung angesichts der ungewöhnlich warmen Reifephase durchaus nachvollziehbar ist.

Trotzdem kann ich diesbezüglich zumindest für unsere Weingärten vorsichtige Entwarnung geben, nachdem wir mittlerweile nicht nur Muskat Ottonel (der immer wenig Säure hat und deshalb nicht wirklich repräsentativ ist), sondern auch schon den gesamten Grünen Veltliner und einen Teil von Chardonnay und Zweigelt im Keller haben.

Der Säuregehalt von Pinot blanc und Chardonnay war bei der gestrigen Reifeanalyse sogar so unerwartet hoch, dass ich mir zuerst nicht sicher war, ob ich mich darüber freuen, oder die Säure als Zeichen der Unreife werten soll.

Nach eingehender Verkostung der Trauben und einer pH-Wert-Messung gab es dann aber beim Chardonnay keinen Zweifel mehr: Goldgelbe Trauben mit 20°KMW, einem pH-Wert von 3,30, einem wunderbarem Geschmack, verflüssigtem Fruchtfleisch, dunkelbraunen Kernen und deutlichem Trenngewebe zum Beerenstiel sind eindeutig reif. Auch wenn sie 8,6 g/l Säure enthalten.

Um die ein wenig zu mindern, habe ich mich zu einer Maischestandzeit entschlossen (die ich im Vorfeld der Ernte angesichts obiger Prognosen für ziemlich ausgeschlossen gehalten hatte). Dabei nimmt der Most neben Aroma auch vermehrt Kalium aus den Schalen auf, was zu einem erhöhten Weinsteinausfall und damit zu einer Säurereduktion führt.

Beim Pinot blanc ist die Säure (für unsere Verhältnisse typischerweise) nicht ganz so hoch wie beim Chardonnay. Weil aber der pH-Wert gestern nur bei 3,15 lag, und sich manche Beeren noch sehr schwer vom Stiel lösen, werden wir mit der Lese wohl bis Ende der Woche warten.

In der Zwischenzeit steht unter anderem der Zweigelt auf dem Programm. Die ersten beiden Weingärten lieferten heute Trauben mit 18,5°KMW und einer Säure von 7,2 g/l bei einem pH-Wert von 3,35. An den Trauben liegt es also ganz sicher nicht, wenn daraus kein wirklich guter Wein wird…

5 Gedanken zu „Entwarnung“

  1. Hallo Bernhard,

    also von diesen Säurewerten können wir am Wagram bestenfalls träumen. Wir ernteten voriege Woche Rivaner mit 5 bis 6g/l Säure. Auch wenn Rivaner nicht repräsentativ ist für uns, so gibt es doch einen Ausblick in welche Richtung es dieses Jahr gehen wird.

    Ich wünsch dir noch alles Gute für die 2011er Ernte und eine stabile Säure.

    lg Franz

  2. Hallo Franz, unser Muskat Ottonel lag vorige Woche auch zwischen 5 und 5,5 g/l, die Grünen Veltliner zwischen 6,8 und 7,3 g/l.

    Gute Lese am Wagram wünscht

    Bernhard

  3. Hallo Christoph,

    der Ertrag beim diesbezüglich von Jahr zu Jahr extrem stark schwankenden Muskat Ottonel war sehr gut, beim Grünen Veltliner ist die Menge normal und beim Chardonnay unterdurchschnittlich, aber vertretbar.

    Beim Zweigelt hat die Welke zum Glück nicht ganz so schlimm zugeschlagen, wie befürchtet. Etwas unter dem Schnitt ist die Menge am Ende trotzdem ausgefallen.

    Grüße ins Weinviertel

    Bernhard

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