Winterzeit ist Weiterbildungszeit (4)

Gestern und heute habe ich einen Einführungskurs in den biologischen Weinbau besucht. Nicht das wir konkrete Umstellungspläne hätten, aber es kann nicht schaden, mehr über den Bio-Weinbau zu wissen. Als Wein-Vortragender ebenso wie als kontrolliert naturnah wirtschaftender Winzer.

Zwei Tage lang hat uns der deutsche Bio-Berater Dr. Uwe Hofmann in dem von Bio Austria veranstalteten Kurs die Grundlagen des Bio-Weinbaues nahegebracht.

Schwerpunkte waren dabei vor allem der Bereich Bodenberarbeitung und -begrünung und das große Kapitel Pflanzenschutz mit all seinen Facetten, die von der Wahl des Erziehungssystems über die jährlichen Laubarbeiten, die Förderung der Nützlinge und den Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln bis hin zur direkten Schädlingsbekämpfung reichen.

In einigen Teilbereichen habe ich viel Nützliches dazugelernt, wie z.B. über vielfältige Pflanzenmischungen für die Weingartenbegrünung und deren Zweck, über die Biologie einiger nützlicher Insekten und die natürlichen oder durch Bio-Wirkstoffe ausgelösten Resistenzmechanismen der Rebe gegen Pilzkrankheiten.

Vieles war mir nicht neu, war aber trotzdem interessant wieder einmal zu hören wie z.B. der komplexe Vermehrungs- und Verbreitungsprozess der einzelnen Pilzkrankheiten und Schädlinge, der enorme Einfluß vieler kleiner Entscheidungen und Tätigkeiten im Weingarten auf das Auftreten (oder Nichtauftreten) dieser Krankheiten und Schädlinge und der Nährstoffkreislauf im Weingarten.

Und bei gar nicht so wenigen Dingen habe ich festgestellt, dass wir schon jetzt gar nicht so weit weg vom Bio-Grundgedanken sind. Zum Beispiel bei der Bodenpflege in Sachen Bodengefüge, Lebendverbauung, Nährstofffixierung und -mineralisierung zum richtigen Zeitpunkt, bei den vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen wie der Auswahl von Unterlagsrebe und Erziehungssystem und der Laubarbeit und bei der Tatsache, dass es auch in unseren Weingärten genügend Nützlinge gibt, um die rebschädlichen Spinnmilben in Schach zu halten und die damit eine chemische Bekämpfung unnötig machen.

Auch nach dem Kurs gibt es also keinen Grund, irgend etwas an meinem Bio-Artikel zu ändern, den ich vor genau einem Jahr (Zufall!) geschrieben habe.

2 Gedanken zu „Winterzeit ist Weiterbildungszeit (4)“

  1. Jein, Lars!

    In den meisten Jahren wäre eine „klassische“ Dauerbegrünung in jeder Rebzeile tatsächlich ein (Wasser)Problem. Mit gewissen Anpassungen schafft man es aber zumindest ohne vollständig offengehaltenen Boden über den Sommer, ohne dass die Reben darunter leiden.

    Eine Möglichkeit wäre eine Begrünung in jeder zweiten Rebzeile, aber wegen unserer kleinen Parzellen, die oft nur zwei oder drei Zeilen umfassen, ist das für uns kaum praktikabel. Deshalb begrünen wir (bzw. lassen natürlichen Unkraut- und Grasbewuchs zu) in jeder Reihe, bearbeiten diesen aber mit einem speziellen Gerät, das ich hier schon einmal beschrieben habe.

    Dieses Gerät schneidet einen Teil der Begrünungswurzeln ab und lockert den Boden, führt aber dabei zu keinerlei Umbruch. Wenn es nach der Bearbeitung trocken bleibt, stirbt ein Teil der Begrünung ab (was Wasser spart), wenn es aber bald danach regnet, wächst sie weiter, als ob nichts gewesen wäre (was ja angesichts der Feuchtigkeit kein Problem für die Reben darstellt).

    In der Praxis ist das natürlich nicht ganz so simpel, vereinfacht könnte man aber sagen, dass wir so immer einen gewissen Anteil an wachsenden Begrünungspflanzen erhalten, andererseits aber auch den Boden lockern und den Bewuchs dezimieren. Das sieht zwar weder so „schön“ aus, wie ein frisch umgearbeiteter Boden noch wie eine gut gepflegte Dauerbegrünung, ist aber unserer Meinung nach sehr effektiv.

    Außerdem darf man nicht vergessen, was mir bei dem Seminar wieder einmal besonders in Erinnerung gerufen wurde: Begrünungspflanzen verbrauchen zwar Wasser, aber sie verbessern auch das Eindringen des Regens in den Boden (durch die Verbesserung des Bodengefüges) und erhöhen seine Wasserspeicherfähigkeit (durch den in begrünten Böden höheren Humusgehalt). Bei Begrünungen geht also weniger Wasser durch oberflächlichen Abfluß für die Reben verloren und der Boden ist auch tatsächlich in der Lage dieses Plus an Wasser zu speichern. Zumindest theoretisch…

    In der Praxis muß man auf jeden Fall flexibel bleiben. Und in Sachen Niederschlagsentwicklung hellseherische Fähigkeiten entwickeln 😉

    Grüße

    Bernhard

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