Erste Erkenntnisse

Während Harald Steffens an der Mosel erst mit der Riesling-Ernte beginnt, viele vorwiegend deutsche Kollegen bei Dirk Würtz über die laufende Lese berichten, und auch Armin Kobler in Südtirol noch manche Sorten draußen hat, lassen sich bei uns schon erste Schlüsse aus dem Jahrgang 2013 ziehen.

Nach dem extrem heißen und nicht minder extrem trockenen Sommer ist die Versuchung groß, 2013 in die Schublade der Hitzejahre zu stecken: Viel Alkohol, wenig Säure, eher ein Rotwein- als ein Weißweinjahr und so weiter.

Anders als fast alle heißen Jahrgänge die ich kenne, war der heurige aber ein vergleichsweise spätreifer, nicht zuletzt wegen des langen, kalten Winters. Mit Ausnahme der Frühsorten (d.h. in unserem Fall des immer säurearmen Muskat Ottonel) setzte die Traubenreife deshalb erst am Ende der Hitzeperiode und nach den Regenfällen Mitte und Ende August ein.

Mitte September wurde es dann auch noch ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit, was die Säureabnahme in den Trauben weiter gebremst hat, sodass 2013 trotz Rekordsommer Weine mit relativ hohen Säurewerten bringen dürfte.

Weil der Niederschlag im August noch rechtzeitig kam, konnten die Reben außerdem ausreichend Zucker bilden und die Gradationen (und somit die späteren Alkoholwerte im Wein) bewegen sich auf einem sehr guten Niveau. Für Insider: Unsere Spanne reicht von knapp 16°KMW (knapp 11% Alkohol) beim leichtesten Grünen Veltliner bis knapp 21°KMW (deutlich über 14%) bei einer Chardonnay-Charge mit einer Häufung zwischen 18 und 19,5°KMW (die meisten Weißburgunder und Rotweinsorten).

Ob der heiße Sommer der Aromabildung etwas anhaben konnte, wird man erst sehen. Die ersten Verkostungen stimmen mich aber durchaus zuversichtlich, zumal unsere Trauben durch den Verzicht auf Entblätterungsmaßnahmen gut beschattet wachsen konnten. Und weil es in der nervenaufreibend feuchten ersten Lesewoche recht kalt war, konnte sich auch keinerlei Fäulnis ausbreiten und die Trauben waren bis zum Beinahe-Abschluss der Ernte gesund und knackig.

Obwohl es aufgrund dieser Besonderheiten schwieriger war, als in anderen Jahren, dürften wir den Erntetermin auch heuer recht gut erwischt haben. Das tägliche Nieseln am Beginn der Lese war zwar mühsam, aber die enorme Weiterentwicklung der Trauben in den ersten beiden Septemberwochen davor bestätigte im Nachhinein die Entscheidung, trotz schlechter Wetterprognosen nicht früher anzufangen.

(Noch) länger zuwarten mit den Spätsorten war meiner Meinung nach auch nicht sinnvoll, denn Blaufränkisch und Cabernet hatten in unseren Weingärten Anfang Oktober ihren Reifehöhepunkt erreicht. In den Hanglagen brachte die zunehmende Herbstverfärbung die Photosynthese langsam zum Erliegen, und in der Ebene versengte der erste Frost die Blätter. Außerdem waren auch tausende Stare der Meinung, unsere Trauben wären perfekt…

Bleibt noch die Hoffnung auf eine Beerenauslese. Aber so nah deren 25°KMW-Mindestmostgewicht von den aktuellen 21°KMW unserer noch nicht gelesenen Chardonnay-Trauben auch scheint, ist es im Moment doch unerreichbar fern. Trotz gelegentlicher Regenfälle und zwischendurch auch milder Temperaturen zeichnet sich nämlich kaum Edelfäule und eine dadurch verursachte Schrumpfung der Beeren ab.

Mit einer auch quantitativ durchaus erfreulichen Ernte im Keller kann man aber relativ entspannt weiterwarten…

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