Anmaßend und ärgerlich

Viele unserer Weingärten liegen an den beiden stark frequentierten Rad- und Wanderwegen zwischen Mörbisch und Rust (bzw. in weiterer Folge rund um den Neusiedlersee). In den allermeisten Fällen ergibt sich daraus ein unkompliziertes Nebeneinander von Wirtschaftsverkehr mit Auto und Traktor und Erholungsverkehr mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Gelegentlich entstehen auch interessante Gespräche, wenn wissbegierige Spaziergänger fragen, was wir eigentlich gerade im Weingarten tun, ob sie eventuell (während der Weinlesezeit) ein paar Trauben kaufen dürfen, oder wenn sie sich nach dem Weg erkundigen.

Hin und wieder gibt es aber auch Ärger. Manche Radler und Spaziergänger sind nämlich der Meinung, der Weg stünde nur ihnen zu. Ihren Unmut über den Wirtschaftsverkehr tun sie mit bösen Blicken, Gesten oder absichtlichem Blockieren des Weges kund.

Einzelne schrecken auch vor Beschimpfungen nicht zurück, und da man nach meinen Erfahrungen mit solchen Leuten nicht diskutieren kann, ignoriere ich sie meist oder weise sie beherrscht aber bestimmt darauf hin, wie anmaßend ihr Verhalten eigentlich ist.

Die Wegflächen, auf denen sie ihr Freizeitvergnügen zelebrieren wurden von meinen Vorfahren ohne Entschädigung an das öffentliche Gut abgetreten. Manche davon befinden sich (zumindest auf dem Papier) nach wie vor in Besitz der Weinbauern.

Asphaltiert wurden die Güterwege vor allem mit dem Steuergeld der Mörbischer Bevölkerung, die in der Zeit des Güterwegeausbaus überwiegend aus Weinbauern bestand. Die Erhaltung der Wege liegt ebenfalls in der Obhut der Gemeinde und wird u.a. von den Abgaben der Grundbesitzer finanziert.

Die schöne Landschaft, die den passenden Rahmen für das Freizeitvergnügen bietet, wird von uns Weinbauern erhalten und gepflegt. Und weil viele Bauern der Natur näher stehen, als manche Ausflügler sammeln wir auch unentgeltlich all den Müll ein, den manche entlang der Wege in unseren Weingärten entsorgen.

Weil wir selbständig und mit der Natur arbeiten, sind wir auch Samstags und gelegentlich auch an Sonn- und Feiertagen in unseren Weingärten. Und da wir selbst und auch unser Fahrzeuge nicht fliegen können, benützen wir dafür natürlich die Güterwege. Auch wenn die Wochenend-Ausflügler unterwegs sind.

2 Gedanken zu „Anmaßend und ärgerlich“

  1. Bernhard,

    Du solltest Deinen Beitrag ausdrucken und immer ein paar Blätter mithaben. Statt „Anmaßend und ärgerlich“ einfach „Sehr geehrte Damen und Herren!“ drüberschreiben und den Leuten in die Hand drücken.

    Wetten, dass da so mancher ins Grübeln kommt?

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