Welterbe Kulturlandschaft Neusiedlersee

Dieser Kommentar von Felix hat mich daran erinnert, dass ich mir schon vor längerer Zeit vorgenommen habe, einzelne Artikel aus unserem Print-Newsletter „Die Weinpresse“ auch hier zu veröffentlichen. Damit werden sie auch für jene lesbar, die unsere Hauszeitung entweder gar nicht auf dem Postweg erhalten, oder sie in der Aktentasche zerknittern und vergessen 😉

Das sich auf diese Art und Weise relativ schnell Blog-Beiträge basteln lassen, ist angesichts der momentanen Zeitnot ein angenehmer Nebeneffekt dieses Text-Recyclings (ja, natürlich schreibe ich den Newsletter selber).

Die Region um den Neusiedlersee
steht unter dem besonderen Schutz der UNESCO

Seit dem Jahr 2001 steht Mörbisch als Teil der Kulturlandschaft Neusiedlersee auf der Welterbe-Liste der UNESCO. Diese Aufstellung besonders wertvoller Natur- und Kulturdenkmäler beinhaltet zum Beispiel auch den Grand Canyon und die Pyramiden von Gizeh.

Für uns als Weinbauern, die wir von und mit der Natur leben und arbeiten, bedeutet diese Anerkennung Ehre und Verpflichtung zugleich. Ehre, weil sie zeigt, dass wir auch schon vor der Eintragung in die UNESCO-Liste sorgsam mit der Natur umgegangen sind. Und Verpflichtung, weil es seither gilt, auch neue Herausforderungen im Arbeiten mit der Natur zu meistern, ohne den Welterbe-Status zu gefährden.

Lebensraum Weingarten

Natürlich steht beim Weingenuss der Geschmack des edlen Tropfens im Vordergrund. Es ist aber auch gut zu wissen, dass seine Herstellung einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung einer wertvollen Natur- und Kulturlandschaft leistet.

Für uns sind Naturschutz und Weinqualität kein Gegensatz, sondern das eine ist die Grundlage des anderen. Deshalb legen wir bei der Pflege des Bodens besonderen Wert auf die Erhaltung seiner natürlichen Fruchtbarkeit und lassen auch „wilden“ Grünpflanzen ihren Platz. Neben verschiedenen einheimischen Gräsern finden sich darunter auch immer wieder selten gewordene Pflanzen wie zum Beispiel einige wilde Hyazinthen-Arten.

Auch beim Pflanzenschutz achten wir auf die Erhaltung einer großen Artenvielfalt im Weingarten. Das führt dazu, dass sich neben vielen nützlichen Insekten auch bedrohte Amphibienarten wohl fühlen. Immer wieder huschen Smaragdeidechsen zwischen den Reben herum und jeden Frühling wandern tausende Kröten und Frösche durch die Mörbischer Weingärten zu ihren Laichplätzen am Neusiedlersee. Damit ist diese Strecke eine der bedeutendsten Amphibienrouten Österreichs.

Vogelparadies Neusiedlersee

Seit mehr als zehn Jahren nützen wir den Strukturwandel in der Weinwirtschaft um unsere Weingärten in den ältesten und besten Hanglagen zu konzentrieren.

Unsere Parzellen in den Rieden am Rand des Neusiedlersees haben wir mittlerweile weitgehend gerodet. Anstatt sie aber einfach unkontrolliert vom Schilf überwuchern zu lassen, nehmen wir an einem Naturschutzprojekt teil, um sie als Feuchtwiesen zu erhalten.

Das sichert nicht nur die Nahrungsgrundlage von Storch, Silberreiher und Co, sondern bietet unseren Gästen und uns auch einen weit schöneren Blick auf das Welterbe Neusiedlersee.

Postscriptum

Aus Platzgründen stand in unserem Newsletter nicht zu lesen, dass ich in einem renovierten Haus im historischen Ortskern von Mörbisch wohne, der ausdrücklich Bestandteil des Welterbes ist. Auch mit der Entscheidung, das Erbe meiner Großeltern zu sanieren, anstatt wie üblich ein Einfamilienhaus in die grüne Wiese zu stellen, tragen wir also direkt zum Erhalt des Welterbes bei.

Und das wir dieses Projekt abwenden konnten, paßt meiner Meinung nach ebenso gut ins Bild wie die Tatsache, dass wir nach wie vor überwiegend Holz- und keine Eisenpfähle verwenden und an den Enden der meisten Weingärten aus rein optisch-landschaftlichen Gründen Mandel- und andere Bäume gepflanzt haben…

2 Gedanken zu „Welterbe Kulturlandschaft Neusiedlersee“

  1. Hallo Bernhard,

    „finden sich darunter auch immer wieder selten gewordene Pflanzen wie zum Beispiel einige wilde Hyazinthen-Arten“

    meinst du damit Traubenhyazinthen (Muscari) ? Echte Hyazinthen (Hyacinthus) kommen meines Wissens nach in Mitteleuropa nicht wild vor.

    Und noch eine Frage: gibt es eigentlich noch genutzte Rieden (anderer Winzer) direkt am See ? Ich stelle mir vor, dass das wegen dem Eintrag von Pflanzenschutzmitteln ziemlich problematisch sein muss, da viele ja auf Wasserlebewesen stark schädigend wirken, oder ?

    Grüße,
    Gerald

  2. Hallo Gerald!

    Leider kann ich dir nicht sagen, um welche Art(en) es sich handelt. Ein pflanzenkundiger Weinkunde hat sie vor ein paar Jahren der Familie der Hyazinthengewächse zugeordnet, was mir nach meinen Recherchen sehr plausibel erscheint. Ob „unsere“ Pflanzen innerhalb dieser Familie zur Gattung der Hyazinthen gehören, oder doch zu einer anderen konnte ich bisher nicht herausfinden. Auf den bisher ergoogelten Fotos habe ich sie noch nirgendwo nicht wiedererkannt.

    Leider haben sie schon länger verblüht, sind im absterben und werden mittlerweile von anderen Pflanzen überwuchert. Trotzdem habe ich heute mit dem Handy noch ein paar Fotos gemacht, die ich hier eingestellt habe.

    Was die Rieden am See betrifft (die bezeichnender Weise die Namen „Obere“ und „Untere Wasser“ tragen), so werden die nach wie vor von einigen Kollegen als Weingärten bewirtschaftet. Direkt am See bedeutet bei einem Steppensee wie dem unseren aber natürlich nicht unmittelbar am Strand neben dem offenen Wasser, sondern im Nahbereich des Schilfgürtels.

    Wenn die Anwendungsbestimmungen u.a. bezüglich der Abstände zu Gewässern eingehalten werden (was allein durch die geografischen Gegebenheiten der Fall ist), stellen die Pflanzenschutzmittel meinen Informationen zufolge keine existenzielle Gefahr für den See und seine Bewohner dar. Die jährliche Amphibienwanderung und das allabendliche Froschkonzert im Schilfgürtel, das kilometerweit zu hören ist, sprechen auch rein empirisch eher dagegen.

    Wenn in Sachen Neusiedlersee etwas als problematisch erwähnt wird, war bisher noch nie vom Pflanzenschutz die Rede. Eher schon von der Düngung (aber da auch eher nicht vom Wein-, sondern vom Ackerbau) und dem Nährstoffeintrag durch die Haushaltsabwässer (Phosphate) bzw. vom nicht ausreichenden Schilfschnitt, der ja einen Teil des Nährstoffeintrages dem See wieder entziehen und die schleichende Verschilfung des Sees bremsen würde.

    Grüße

    Bernhard

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