Zeitlos

Reife Weine, besonders trockene weiße, sind ein Minderheitenprogramm. Die Aromenwelt des Alters erschließt sich in den seltensten Fällen spontan, sondern verlangt dem Verkoster ein gewisses Maß an Offenheit ab.

Dabei ist natürlich nicht alles, was alt schmeckt automatisch gut, aber es gibt eben doch gar nicht so wenige Weine, denen die Reife eine spannende neue, andere Dimension verleihen kann.

Welche Weine das sind, ist nicht so einfach zu sagen. Natürlich gibt es grobe Erfahrungswerte, zum Beispiel, dass kräftigere Weine meist besser altern als leichtere. Oder dass höhere Extraktwerte, etwas Restzucker und/oder Säure dem Wein besser über die Zeit helfen.

Es gibt aber auch immer wieder grandios gereifte Weine, die diesen Regeln komplett widersprechen. Hier habe ich schon mal über einen solchen geschrieben, und unlängst hat uns unser Neuburger 1990 überrascht.

Gut 30 Jahre alt, ein nicht unproblematischer Jahrgang, knochentrocken, neuburgertypisch milde Säure und jahrgangsbedingt extrem niedriger Extraktgehalt. Alles andere, als gute Voraussetzungen also, und doch ist er immer noch ein äußerst spannendes Glas Wein, wenn man sich auf reife Weine einlassen mag.

Zeitlos ist wohl der beste Begriff, um ihn zu beschreiben, denn seit damals vor zwölf Jahren hat er sich praktisch nicht verändert.

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