Traubenreife aktuell

Pinot blanc 2009

Obwohl die letzte Woche wieder zu kalt und auch nicht trocken war, ist mein Zweckoptimismus ungebrochen. In fast allen Weingärten sind die Trauben immer noch sehr gesund und entwickeln sich (zwar nur langsam, aber immerhin) weiter.

Da wir nach diesem Sommer von (zu) hohen Säurewerten in den Trauben ausgehen, beschränken sich meine Reifemessungen im Moment auf den Zuckergehalt. Folgende Werte habe ich heute ermittelt:

Grüner Veltliner Ried Birnheide: 15°KMW

In dieser Lage hat der Hagel im Juli den größten Schaden angerichtet, aber auch die angeschlagenen Beeren sind (noch) nicht von Botrytis befallen.

Muskat Ottonel in verschiedenen Rieden: 15,5 bis +16°KMW

Je nach Blütezeitpunkt reicht die Ertragsmenge von sehr bescheiden bis zufriedenstellend. Für den bekannt schwachen Zuckerbildner Muskat sind die Werte sehr positiv, und auch der Geschmack der Trauben ist sehr weit entwickelt.

Um ein zu starkes Absinken der (bei dieser Sorte immer niedrigen) Säure zu verhindern, und nicht zu viel Zucker bzw. Alkohol für einen erfrischenden Weintyp zu erreichen, werden wir den Muskat voraussichtlich nächste Woche lesen. Nicht zuletzt auch, weil speziell ein Weingarten erste Fäulnis- und Wespenfraßschäden zeigt.

Zweigelt in verschiedenen Rieden: +16 bis +17°KMW

Die Zweigelt-Trauben zeigen dagegen in allen Rieden praktisch (noch) keinerlei Fäulnis. Allerdings scheint sich leider wieder ein starkes Auftreten der Traubenwelke abzuzeichnen.

Während die verschiedenen Weingärten je nach Lage und Ertragsniveau im Zuckergehalt voneinander abweichen, eint sie alle die noch fehlende geschmackliche Reife von Schalen und Kernen.

Pinot blanc in verschiedenen Rieden: +15 bis +16°KMW

Der Weißburgunder wird heuer wohl die beste Erntemenge aller Sorten erbringen. Das erklärt wahrscheinlich auch die speziell im Vergleich zum Chardonnay deutlicher als sonst zurückliegende Gradation. Obwohl sehr dichtbeerig, sind auch diese Trauben in allen Weingärten sehr gesund.

Chardonnay Ried Hofwiesörter: 18°KMW

Selbst wenn man den recht geringen Ertrag einrechnet, fällt dieser hohe Zuckerwert aus dem Rahmen aller anderen Messungen. Sieht man aber die Trauben verkostet sie, ist er trotzdem absolut nachvollziehbar. Besser können Chardonnay-Trauben um diese Jahreszeit nicht sein.

Blaufränkisch Ried Hader: +16°KMW

Natürlich ist der späte Blaufränkisch von einer echten Reife noch weit entfernt. Als Vergleichsmaßstab mit anderen Jahrgängen ist eine Zuckermessung im derzeitigen Stadium aber dennoch interessant.

Wenn man weiß, dass eine schöne Septemberwoche die Gradation um ein bis zwei Grad KMW steigen läßt, scheint bei derart gesunden Trauben auch heuer noch immer alles möglich.

 

Für Leser aus Deutschland: Ein Grad Klosterneuburger Mostwaage entspricht etwa fünf Oechsle.

7 Gedanken zu „Traubenreife aktuell“

  1. 2002 war das erste Jahr mit großem Auftreten der Traubenwelke, da hatten wir im August ähnlich hohe Niederschläge. Zu viel Wasser im Boden verdrängt den Sauerstoff, die Wurzel tun sich nicht nur bei der Eisen sondern auch bei der Kaliaufnahme schwer.

    Ich denke auch die Weine könnten ähnlich werden wie 2002, nicht schlecht aber auch nicht wirklich groß.

    Die Säurewerte sind wirklich noch viel zu hoch (bei uns Zw 14 g/l, Müller 12 g/l Gv bis zu 19 g/l), werde mich sicherlich mit genügend Kalk eindecken.

    lg ins Bgld

  2. Es zeichnet sich mal wieder ein Welkejahrgang beim Zweigelt ab. Das erstaunliche ist, dass man sie trotz niedriger Ertragserwartungen in allen Zweigelt-Anlagen findet.

    Bei solchen Gradationen würden wir Freudentänze machen. Im Moment steht alles und bei diesem eiskalten geht absolut nichts voran. Wir hoffen ganz dringend auf sonnig warmes und vor allem TROCKENES Wetter.

    lg vom feuchtkalten Wagram

  3. ich denke, dass nicht die mangelnde reife das problem des jahrgangs 2010 sein wird, sondern der gesungheitszustand der trauben. aufgrund der extrem feuchten witterung sind die trauben dem aufplatzen und sich gegenseitig abdrücken nahe, erste botrytisbeeren sind bei den burgundersorten jetzt schon erkennbar. die kühlen nächte und der anhaltende morgentau machen die noch unreiferen beeren der verrieselten anlagen und der geiztriebe auch oidium-anfällig. spannend wirds bis zum schluss bleiben…
    lg aus dem weinviertel

  4. das wird heuer ein guter mix aus botrytis, hoher säure, mangelnder reife und dazu noch ein wenig peronospora und oidium.

    die wetterprognose für die nächsten 16 tage lässt zumindest noch hoffen.

  5. Also obwohl es gestern den ganzen Tag leicht genieselt und in der Nacht auf heute 25 mm geregnet hat, bin ich doch noch etwas vom Sarkasmus von Roland („guter Mix aus Botrytis, hoher Säure, mangelnder Reife,…“) entfernt.

    Abgesehen vom Neuburger (den wir deshalb vergangenen Freitag als Sturm-Trauben verkauft haben) sind unsere Trauben nach wie vor nahezu botrytisfrei.

    Von Vollreife kann man natürlich noch lange nicht reden, aber die Gradationen sind nicht so schlecht, und auch sonst gibt es durchaus erste Anzeichen von Reife.

    So schlimm wie 1996, als die Trauben schon bei deutlich niedrigeren Gradationen als derzeit massiv von Botrytis befallen waren kann es also – eine schlagkräftige Erntelogistik für den Fall des Falles vorausgesetzt – gar nicht mehr werden.

    Andererseits läuft natürlich bei diesem Wetter den spätreifen Sorten (Cabernet) bzw. Gebieten schön langsam die Zeit davon…

  6. Hallo Bernhard,

    noch scheinen bei uns (im Randgebiet der Wachau) alle Ausprägungen möglich. Laut Wetterbericht soll es ja die nächsten 2 Wochen eher trocken bleiben.
    Sollte das wirklich so sein, könnte es doch noch gut für uns ausgehen.

    Roland

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