2008: Der Versuch einer ersten Einschätzung

Cabernet in der Riede Hader mit hoher Laubwand und stark entblätterter Traubenzone

In den letzten Tagen habe ich versucht, für unseren Print-Newsletter „Die Weinpresse“ diese erste Einschätzung des Jahrgangs 2008 zu formulieren. Da es aber ohnehin noch ein bißchen dauern wird, bis es bei uns die ersten 2008er zu kaufen gibt, liegt der Schwerpunkt dabei eher auf dem Rückblick als auf einer konkreten Beschreibung von Stil und Qualität der (Jung-)Weine.

Natürlich läßt sich mit etwas Fantasie auch schon ein bißchen mehr über die Weine sagen, und eine erste Jahrgangseinschätung wäre auch eine gute Gelegenheit um die Blog-Kategorie „Lese 2008“ nach mehr als einem Vierteljahr endlich abzuschließen. Immerhin hat auch die österreichische Weinwerbung ihren „offiziellen“ Jahrgangsbericht schon seit einigen Tagen online.

Die Weißweine

Das herausragende Wettermerkmal des Jahres 2008 war die mehr als gute Wasserversorgung von Anfang Juni bis zur Ernte. Der regelmäßige und reichliche Regen führte zu einem kräftigen Wachstum der Reben mit hohem Ertrag und zu deutlich höheren Säurewerten als gewohnt.

Dieser Säuregehalt blieb vor allem bei den später reifenden Sorten bis zur Lese erhalten, da sich deren Endreife erst nach dem abrupten Ende des Altweibersommers Mitte September unter sehr kühlen Witterungsbedingungen einstellte. Dort wo die Erträge besonders hoch waren, sind zudem noch die Zuckergradationen eher niedrig geblieben. Trotzdem wirken auch diese (Land-)Weine mit rassiger Säure und niedrigem Alkoholgehalt aromatisch nicht unreif.

Wenn ich unser Qualitätsweinsortiment hernehme, so wird der Grüne Veltliner 2008 wohl als einer der leichteren und säurebetonteren in unsere Betriebsgeschichte eingehen. In einem Trockengebiet, dass eher (zu) milde als (zu) rassige Weine hervorbringt ist das nicht unbedingt ein Nachteil. Anspruch auf Größe erhebt dieser Weinstil mit dezent würzigem Bukett und schlankem Körper ohnehin nie, und als solider unkomplizierter Alltagswein geht auch der heurige Jahrgang problemlos durch.

Auch der Muskat Ottonel zählt zu den leichteren Weinen, unterscheidet sich aber vom Veltliner durch ein wesentlich ausgeprägteres Aroma. Als frühreife Sorte läßt sich der Muskat am wenigsten von den Jahrgangsschwankungen beeindrucken und kommt auch heuer mit einer sehr abgerundeten Säure daher. Was das Aroma betrifft, so präsentieren sich die drei Chargen im Moment recht unterschiedlich, es könnte aber gut sein, dass der fertige Wein am Ende etwas intensiver riecht, als sein(e) Vorgänger.

Im Vergleich zu Muskat und Veltliner wirkt der Pinot blanc noch ziemlich unterentwickelt. Noch scheint nicht alles an seinem Platz zu sein, aber die Qualität der Trauben, das Alter der Reben, der vergleichsweise niedrige Ertrag, Säure- und Alkoholgehalt lassen mich auf Großes hoffen. Ich müßte mich schon sehr täuschen, wenn das nicht einer der besten drei Pinots der letzten 20 Jahre wird. Zumindest für meinen Geschmack.

Den Chardonnay (Duett) habe ich hier schon angesichts der Traubenqualität (mit Fragezeichen) als Highlight des Jahrgangs bezeichnet, und der Wein dürfte in der Tat sehr gut werden. Mit der Verbindung von Kraft und lebendiger Säure erinnert er an den hervorragenden 2006er, aber darauf, ob er seinen Vorvorgänger einholen und dem Pinot blanc die heurige Pole Position streitig machen kann, würde ich nicht wetten.

Die Roten

Nicht viel zu sagen gibt es über den Zweigelt Rosé. Er ist sauber und fruchtbetont, aber die Säure ist etwas (zu) hoch. Gut möglich, dass wir ihn etwas entsäuern, d.h. mit Kalium(bicarbonat) einen verstärkten Weinsteinausfall bewirken werden.

Beim Rotwein aus dem Blauen Zweigelt sieht die Sache ganz anders aus. Erstens handelt es sich um anderes Traubenmaterial, und zweitens durchläuft der Rote den biologischen Säureabbau. Trotz der milden Säure ist der Zweigelt aber naturgemäß noch recht unfertig. Er zeigt für die Sorte ungewöhnlich deutliche, aber angenehm schmeckende Tannine. Da er – Ertragskontrolle sei Dank – über einen schönen Körper verfügt und bis zur Abfüllung auch genügend Zeit haben wird, gibt es im Moment keinen Grund an diesem Wein zu zweifeln.

Noch unfertiger als der frühreife Zweigelt ist der späte Blaufränkisch. Von unserer Hauptsorte gibt es viele verschiedene Chargen im Keller, von denen die meisten in Relation zu Ertrag, Alter der Rebstöcke und Qualität der Lage durchaus zufriedenstellend sind. Für die Überlegung, welche Fässer zum „normalen“ Blaufränkischen werden und welche zum Blaufränkisch Reserve haben wir alle Optionen und auch noch mehr als genug Zeit.

Auch für die Rote Trilogie 2008 fallen sicher ein paar Barriques voll sehr gutem Blaufränkisch ab. Rückgrat dieser Cuvée wird aber (wie immer, aber heuer ganz besonders) der Zweigelt sein. Von dem gibt es nämlich eine Charge, die wie geschaffen für den Verschnitt erscheint: Beinahe jahrgangsuntypisch üppig und ohne die Struktur von Blaufränkisch und Cabernet fast zu viel des Guten.

Bleibt am Ende noch der Cabernet Sauvignon, der nicht unbedingt für Jahrgänge wie 2008 geschaffen wurde. Dank niedrigem Ertrag und aufwändiger Laubarbeit läßt er uns das aber zum Glück nicht in der Nase in Form von grünen Paprikaaromen spüren. Auch die Tannine sind in Anbetracht seiner Jugend durchaus vertretbar, aber etwas mehr Fleisch an den Knochen hätte ich mir schon gewünscht. Wobei wir mit solchen Jahrgängen eigentlich auch recht gute Erfahrungen haben, wenn ich an 1998, 2001 und 2005 denke. Also warten wir´s mal geduldig ab, es geht schließlich um Cabernet.

Der Süßwein

Die Beerenauslese vom Neuburger, die wir am 17. November gelesen haben, gärt noch munter vor sich hin. Was die Trauben und die Qualität der Botrytis betrifft, so gibt es keinen Grund, an einer guten Qualität zu zweifeln. Wie gut gut dann aber tatsächlich ist, läßt sich frühestens Anfang 2009 abschätzen.

2 Gedanken zu „2008: Der Versuch einer ersten Einschätzung“

Schreibe einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.