Prädikatsweinkontrolle

Heute werden wir voraussichtlich eine Spät- oder Auslese vom Traminer ernten. Wir rechnen mit einem Mostgewicht von etwa 21° KMW, aber bei dem Zustand der Trauben sind Prognosen immer schwierig.

Während bei „gesunden“ Trauben eine Mischprobe von etwa 50 Beeren aus dem ganzen Weingarten fast immer recht exakt das spätere Ergebnis widerspiegelt, ist es bei der Probennahme von Botrytistrauben kaum einzuschätzen, wie viele „gesunde“ Beeren, wie viele leicht und wieviele stark eingeschrumpfte Beeren für eine Probemessung für den gesamten Weingarten repräsentativ sind.

Absichtsmeldung und Mostwäger

Um überhaupt als Prädikatswein anerkannt zu werden, muß die Traminer-Lese am Tag der Ernte bis spätestens 9.00 Uhr beim Gemeindeamt angemeldet werden. Während für Qualitätsweine „nur“ die fertigen Weine vor dem in Verkehr bringen mit der staatlichen Prüfnummer kontrolliert werden, setzt die Kontrolle für Prädikatsweine schon bei den Trauben ein.

Die sogenannte Absichtsmeldung umfaßt Angaben über Sorte, Weingartengröße und voraussichtliches Leseende. Nach der Lese werden die Trauben vom amtlichen Mostwäger, einem Hilfsorgan der Kellereiinspektoren, begutachtet und das Gewicht (Brückenwaage) und der Zuckergehalt (Stichproben mit dem Refraktometer) festgestellt.

Diese Angaben werden auf der Absichtsmeldung vermerkt und erst danach dürfen wir die Trauben verarbeiten. In der Regel kommt der Mostwäger nach der Pressung auch in den Betrieb, um die Mostmenge und den genauen Zuckergehalt zu protokollieren. Oft steigt der Zuckergehalt während der Maischestandzeit oder beim Auspressen der besonders eingeschrumpften edelfaulen Beeren. Wenn sich dieser Anstieg in einem nachvollziehbaren (sprich: dem Zustand der Trauben entsprechenden) Rahmen bewegt, gibt es keine Probleme.

Diese Daten machen die Absichtsmeldung zu einer Art „Geburtsurkunde“ für den Prädikatswein, die dem Antrag auf eine staatlichen Prüfnummer vor dem in Verkehr bringen beigelegt werden muß.

Plausibler Lebenslauf

Mit diesem Kontrollsystem soll eine plausible Abfolge der Prädikatsweinerzeugung vom Weingarten bis zur Abfüllung garantiert werden. Damit kein schwarzes Schaf der Branche aus einem Weingarten mit 3 Rebstöcken 500 Kilo Trauben in Spätlesequalität mit 20° KMW erntet, daraus beim Pressen 700 Liter Most mit 25° KMW werden und bei der Abfüllung eine staatlichen Prüfnummer für 1500 Liter Trockenbeerenauslese mit 32° KMW beantragt…

3 Gedanken zu „Prädikatsweinkontrolle“

  1. So schlecht war unsere Prognose nicht: Wir haben 1000 Liter Traminer-Most mit 21,5° KMW (ab 21° beginnt die Kategorie Auslese) im Keller.

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